Tuesday, December 18, 2007

Jugend und Esoterik

Nadine Kegele hat einen Standpunkt. Sie schreibt auf www.Chili.cc Österreichs unabhängiger Jugendseite, „es rettet uns kein höheres Wesen. Je länger die Haare, desto kürzer der Verstand."

Das klingt frech und peppig, worin aber die Verbindung zwischen Haaren und Verstand liegen soll, kann ich nicht nachvollziehen. Frau Kegele verstehe ich so, dass von esoterischen Büchern keine Hilfe zu erwarten sei, dass man auf der Stelle träte, wenn man sich mit Esoterik befasst. Diese Einsicht fehle den Hilfesuchenden, da sie so sehr in ihren Problemen verstrickt seien. Ihr Tipp an die Menschen - geht vorbei an allen Büchern mit esoterischem Inhalt.

Ich finde den Artikel von Frau Kegele erfrischend. Er erinnert mich an meine Sorglosigkeit Anfang zwanzig, als das Leben mit all seinen Möglichkeiten offen vor mir lag.

Aber dann starten die Erfahrungen im Alltag, ich verlor Freunde und geliebte Menschen an den Tod. Ich sah Menschen in ihrem Leben scheitern und daran zerbrechen. Ich sah Ungerechtigkeiten, sah Mobbing, sah …

Esoterik hat meiner Meinung nach nichts mit der Rettung durch höhere Wesen zu tun. Ein Esoteriker ist der aufgeräumte pragmatische Mensch, der mit seinen seelischen Energien so sinnvoll umgeht, wie ein Handwerker mit seinen Werkzeugen. Esoterik schützt uns, wenn die Kraft der Jugend nicht mehr alles auffängt, das uns das Leben schwer machen will.

Mir erzählte einmal ein Bekannter von einem alten Judoka. Ein Mann von achtzig Jahren. Der legte im Dojo alle Vereinsmitglieder auf die Matte, obwohl er an körperlicher Kraft schon lange unterlegen war. Warum konnte er das? Weil er über sechzig Jahre Erfahrung verfügte. Erfahrung, die mehr wert war, als jede überschwängliche Kraft. Er besaß körperliche Weisheit.

Und so ist es meiner Meinung nach mit der Esoterik. Alle Einsichten, alles was wir lernen und von dem wir uns selbst überzeugt haben, macht uns stärker. Ich empfehle Frau Kegele sich den Artikel zwanzig Jahre auf Wiedervorlage zu nehmen, und ihn dann noch einmal zu schreiben. Was sie wohl schreiben wird? Ich freue mich darauf.

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