Saturday, January 12, 2008

Wie man die Vorsehung befragt, praktisches Beispiel.

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Dann ging er in die nahe Kirche zur Früh-
messe, mehr in Erinnerung ritterlicher Gewohnheit,
als aus Andacht, denn seine Gedanken waren ganz al-
lein auf Anna hingerichtet und obgleich wohlgemeint,
doch nicht heilig zu nennen. Ob er sie heiraten solle,
ob sie ihn wolle, ob sie nicht zu jung sei, ob er ihr
gleich seine Hand anbiete, ob er prüfend warte, das
schwirrte ihm so im Kopfe umher, daß er nicht auf
eignen Rat sich verlassen wollte, sondern die Vorse-
hung anzusprechen beschloß, indem er eine Münze
für den Opferstock aus seinem Beutel nahm. Er hatte
sich dies als Kind schon in zweifelhaften Fällen ange-
wöhnt, er warf die mit einem Kreuz auf der einen
Seite bezeichnete Münze in die Höhe, fing sie in der
flachen Hand auf, und war diese heilig bezeichnete
Seite oben, so billigte der Himmel seinen Vorsatz.
Auch diesmal erhielt er dreimal das Kreuz hinter ein-
ander, somit blieb ihm kein Zweifel, daß er um Anna
bald anhalten müsse. Er ging mutig heim, waffnete
sich und ließ sich von Anna einen Kranz auf die
Lanze stecken, dann ritt er von einem gemieteten
Knecht begleitet, nach dem Weinmarkte, wo die
Schranken eingerichtet waren.
......


Quelle: Arnim: Die Kronenwächter. Erster Band. S. 631

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