Thursday, March 27, 2008

Verärgert


Ich bin verändert, verärgert und laufe muffig durch die Gegend und will eigentlich mit Niemandem sprechen. Wenn ich mir vorstelle, welche Person, die ich kenne einem solchen Verhalten am nächsten kommt, dann ist es mein Vater. Der ist auch immer muffig, ständig verärgert und nie zufrieden, außer man bemerkt ihn nicht.

Da laufe ich Sylvia über den Weg. Genauer, ich versuche ihr aus dem Weg zu laufen, denn sie hat immer soviel zu erzählen. Und mit viel meine ich viel und dann noch eine Sache mehr. "Tschüs Sylvia", denke ich und gehe auf Zehenspitzen ihr aus dem Weg.

"Hallo, Ray. Was ist den mit Dir, verärgert? Doch nicht über mich?", fragt sie neugierig.

Ich schüttele den Kopf und laufe weiter. Keine Zeit für ein Gespräch denke ich.

Da steht sie von einem Moment zum anderen in meinem Weg. "Stopp." Sie schließt die Augen und legt ihre Handfläche auf meine Magengrube. Ich entspanne mich umgehend. Freude breitet sich in meiner Magengrube aus und langsam weicht die muffige Stimmung zurück. Ich bin perplex. Eine Stimmungsumschwung um 180 Grad durch Handauflegen?

"Was hast Du gemacht?"

Sie bedeutet mir mit einem Finger auf dem Mund still zu sein. Dann stößt sich mich vor die Schulter.
"Du hattest schlechte Laune und weißt nicht einmal wie du sie los wirst armes Haserl?"

Ich bin wieder mal genervt. Dies ist ein unendlicher Aufenthalt in einem Land von Klugscheißern und Allesverstehern und der einzige, der sich nicht versteht und der sich dabei normal vorkommt das bin ich.

'Es ist normal sich nicht zu verstehen. Es gibt ein Recht auf ein gedankenloses Leben', denke ich mir und möchte es raus schreien. ' 'Recht auf Nicht Nachdenken ist Menschenrecht.'

Sie kippt den Kopf ein wenig nach vorn, so wie man mit einem verletzten Reh reden würde. "Es geht ganz einfach, tut nicht weh und du musst dich nur ein wenig", sie macht eine Geste mit den Fingern, "nur ein wenig verstehen."

"Sch.., was hast Du gemacht?"

"Schlechte Laune hakt sich immer in der Magengrube fest. Dort gibt es ein Bild von dir, das schlechte Laune hat, dieses Bild gibt der Magengrube die Gefühle vor und schon - hast du schlechte Laune. Ich habe nach deinem Bild von Dir im Solar Plexus gespürt und es mit einem strahlenden Ray ersetzt. Das hättest du ohne weiteres auch tun können."

Ich weiß, ich bin nicht verpflichtet zu widersprechen, aber mir ist danach. Ich kippe den Kopf nach vorne und rede mit Sylvia wie mit einem kleinen Wellensittich. Dabei schürze ich die Lippen und das ist mir irgendwie wichtig. "Dann wüsste ich doch nicht, warum ich schlechte Laune habe, darüber muss man doch nachdenken - ." Fast hätte ich Mann gesagt, dann atme ich auf "Frau" aus.

"Als ob der Verstand etwas mit Gefühlen zu tun hätte, du Dummi." Sie dreht sich um und geht. "Viel Spaß beim Ausprobieren, das nächste Mal meine ich."

8 comments:

Anonymous said...

Wie recht Sylvia hat. Kleine Hilfsmittel wirken oft Wunder. ;-)

Liebe Grüße
Barbara

Ray Gratzner said...

Liebe Barbara,

schön das Du da warst, LG Rainer

Anonymous said...

Lieber Rainer,

so wie Dir ging es mir die ganzen letzten Tage.
Ohne zu wissen, warum. Ich kam da nicht raus, obwohl ich ja über einige Hilfsmittel verfüge.
Ich habs mir "weggeklopft".

Sonnige Grüße
Dori

Anonymous said...

ich habe sowas mal beim Osteopathen erlebt, das mit dem Handauflegen. War beeindruckend...

Ray Gratzner said...

Liebe Dori, als echte Frau der Tat klopfst Du zurück wenn das Schicksal in Form von schlechter Laune anklopft. Gibt es zu der Methode weitere Infos im Netz?

Ray Gratzner said...

Liebe schocan, Du hast mir da auch etwas voraus. Osteopathen habe ich noch nicht erlebt.

Anonymous said...

Lieber Rainer,
schau mal unter www.eft.de.
Da findest Du alles, sogar ein Handbuch zum kostenlosen Download.

Ray Gratzner said...

Liebe Dori, sportlich sportlich, Respekt.