Monday, April 28, 2008

Gefährliches Fremdeln



Wenn Menschen sich bedroht fühlen, weil andere Menschen fremd aussehen, eine fremde Sprache sprechen, sie wild aussehen, dann sind das Gefühle, die auf dem Erscheinungsbild der Menschen beruhen und nicht auf einem Fühlen dieser Menschen. Es gibt Leute die glauben, das andere Erscheinungsbild von Menschen berechtigt zur Gewalt gegen diese Menschen, weil es nur eine Art geben kann auszusehen, die eigene.

Diesen Menschen ist nicht klar, wie sehr sie selber im Laufe ihres Lebens ihr Erscheinungsbild ändern werden. Ist dann irgendwann die Gewalt gegen Babys erlaubt, weil sie so anders sind, udn wir sie nicht verstehen? Oder Gewalt gegen alten Leute, weil die so anders sind, und wir sie nicht verstehen?

Nein. Natur beruht auf der Vielfalt, auf dem Zusammenspielen einzelner unterschiedlicher Lebensformen, die sich zu einer reicheren Lösung zusammentun.
Bäume leben mit Mikroorganismen in ihren Wurzeln zusammen. Ameisen haben ihre Blattlausfarmen. Was für uns verbrauchte Atemluft ist, ist für die Pflanzen wunderbar. Vielfalt hilft uns, wir haben kein Recht gegen die Vielfalt Gewalt auszuüben, wir machen nur uns selbst damit ärmer.

Neulich wurde mein Kommentar in einem Blog zensiert, weil ich darauf hinweisen wollte, welche Verdienste die Araber für die Wissenschaft im Mittelalter erworben haben. An den Namen Alkohol, Algebra und anderen erkennen wir heute noch die arabischen Wurzeln. Manche Menschen wollen polarisieren und die Vielfalt verteufeln. Es scheint mitunter schick zu sein, Araber, Muslims und Terroristen in einen Topf zu werfen, in den sie nicht gemeinsam gehören. Araber und Muslims sind hochanständige Menschen wie Du und ich und Terroristen sind Terroristen, wie sie sie jede Gesellschaft hat und wie wir sie auch in Deutschland hatten (RAF lässt grüßen).

Wir brauchen die Vielfalt und das friedliche Zusammenleben, das uns allen Wohlstand und Wissen bringen wird.

3 comments:

Gabaretha said...

Lieber Ray,
fremde Orte, fremde Menschen, fremde Kulturen finde ich sehr reizvoll zu entdecken.
Ich bin von Natur aus neugierig ;-)
Für mich gibt es keinen Grund Angst oder Bedenken vor Fremdartigkeit zu haben. Alles ist verbunden.
Verbundene Grüße aus dem Isartal,
besser und besser,
Gaba

Die Große Vorsitzende said...

Hi Ray,

Manchen fällt es halt schwer, die historischen Tatsachen zu akzeptieren: Dass die wissenschaftliche und technologische Überlegenheit, die man heute in Europa und Amerika für so selbstverständlich, ja "gottgegeben" hält, nur bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zurück reicht. Und dass die europäischen Kolonialmächte sich alle Mühe gegeben haben, die älteren Kulturen zu zerstören.

Ich frage mich, ob das Fremdeln, das Du ansprichst, diese Mischung aus Unwissenheit (und oft Nicht-wissen-wollen), Ablehnung und Angst, für die Leute, die sich so verhalten, nicht eine Krücke ist. Es ist Mode geworden, sich selbst zu definieren, indem man sich begrenzt: "Wir sind Deutschland", "Wir sind Kirche", "Wir sind Aachen"... und Ihr alle seid die Anderen. Die, die nicht mitspielen dürfen. Die draußen bleiben müssen.

Ich glaube, es gibt da ein strategisches Prinzip. Es lautet ungefähr, dass, wer sich in seine sichere Burg zurück zieht, die Initiative verliert. Er mag zwar sicher sein, aber ihm stehen kaum noch Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Und wer die Initiative verliert, nicht mehr flexibel reagieren kann, der verliert am Ende auch das, worum er eigentlich gekämpft hat...

Es tut mir leid für Dich, dass Du zensiert worden bist. Aber vielleicht ist es besser, wenn Du die Nicht-Wissen-Wollenden sich selbst überlässt.

Ray Gratzner said...

Liebe gaba, weltoffene Menschen aus dem Isartal profitieren von der Vielfalt, du bist halt schlau!

Liebe große vorsitzende, danke dass Du in den negativen Dingen Positives entdeckt. Und im übrigen glaube ich auch, dass der Kolonialismus seinen Beitrag geleistet hat, dass Europäer verfälschte Bilder von farbigen Leuten bekamen.