Saturday, November 29, 2008

Der Allte, Post 1 von 2


Alle hatten mir lange Zeit vorher schon erzählt, dass der Alte - und sie flüsterten das Wort der Alte - also alle hatte mich vor dem Alten gewarnt.

"Der Alte versteht kein Spaß, der Alte frisst kleine Kinder." Obwohl bei Nachfragen hatte das niemand beobachtet. Man tauschte sich auch gerne flüsternd darüber aus, ob schon jemand den Alten beim Kinderfressen beobachtet hätte, aber hatte keiner....

Mit anderen Worten, nachdem ich lange Zeit aufgezogen worden war, was wohl bei meiner ersten Begegnung mit dem Alten passieren würde, ging ich mit gespannten Erwartungen in sein Haus, nachdem mich seine Einladung erreicht hatte.

Ich trat in sein Haus, dass mich mit einem würzigen Geruch begrüßte. "Hier werden häufig Räucherstäbchen abgebrannt", dachte ich.

Während ich durch den Flur ging, kam mir das Haus des Alten sehr gewöhnlich vor. Dann kam er um die Ecke. Er stand vor mir, aber er musste in etwa die Größe eines Kindes haben und ich war sehr verdutzt.

"Was?"

"Äh, nichts"

"Was?"

"Nichts - vielleicht nur hätte ich einen größeren Mann erwartet."

"So, größer? Warum? Hat Größe denn je schon einmal etwas wichtiges bedeutet?" Seine Stimme klang hart und ich war mir nicht sicher, wie ich ihn einschätzen sollte. Also sagte ich gar nichts.

Er schien zu ahnen, dass ich nichts mehr sagen würde, denn er drehte sich um. "Folge mir...."
Er bog um die Ecke und war verschwunden als ich in das Zimmer eintrat in der eine Sesselecke stand. Unwillkürlich ging ich auf die Sessel zu.

Der Alte kam von nebenan herein und machte ein raschelndes Geräusch als er durch einen Perlenvorhang schritt. Jetzt hatte er meine Größe.

"Was ?"

"Nichts."

"Was?"

" Wo ist der andere Alte? Der kleine, der Zwerg."

Er musterte mich von oben bis unten. "Als ob Größe je etwas bedeutet hätte", murmelte er und ich setzte mich in den Sessel auf den er mit der Hand wies.

Kaum saß ich im Sessel schien es mir, als schrumpfte ich und ich würde so klein wie eine Maus.
Der Alte setzte sich mir gegenüber hin und grinste... "Wie gesagt, als ob Größe je etwas bedeutet hätte."

Mir persönlich war meine Winzigkeit sehr beunruhigend und ich blickte mich um, ob nicht eine Katze in der Nähe wäre. Unruhig rutschte ich vom Sessel und stellte beim Berühren des Bodens fest, dass ich meine alte Körpergröße zurückgewonnen hatte, während mir auf dem anderen Sessel ein Zwerg mit blendendweißen Zähnen zugrinste.

"Verstehe es doch. Ray...Größe zählt nichts. Trenne dich von der Größe wenn du die Welt in ihrer wahren Natur kennenlernen willst."

Unwillkürlich nickte ich. Ich versuchte seine Gefühle auszumachen. Eine Woge freundlicher heiterer Gelassenheit, gepaart mit einem Schuss Schadenfreude schlug mir entgegen.
Meine Füße begannen zu schrumpfen, während ich mich auf seine Stimmung konzentrierte. Ohne Nachzudenken ignorierte ich diese Wahrnehmung und liess mich auf diese variable Größenwelt ein. Ich vertraute dem Alten.

Ich befand mich mit ihm schließlich in gemeinsamer Größe auf dem Teppich neben zwei gebirgshaft großen Sesseln.

"Ich will dir jetzt mal die Geschichte vom Bären und dem Entenmeister erzählen."

Wird fortgesetzt

2 comments:

Grey Owl Calluna said...

Hallo, lieber Ray!
Eine wirklich schöne Geschichte,....und natürlich gefällt mir das "Bärenbild"!
Eine "Bärengeschichte" ist bei mir auch noch geplant,...demnächst...
Liebe Grüße,
und einen schönen Sonntag.
Grey Owl

Hexe said...

Was für eine wunderbare Geschichte und was für ein schöner Blog.

Danke, dass du meinen besucht hast, denn sonst hätte ich deine Gedanken glatt versäumt. Ich werde mir erlauben, dich bei mir zu verlinken.

Schönen Sonntag noch.

Margo