Wednesday, January 28, 2009

Wie geht es dem Odysseus in dir?


"Ulysses"

von Alfred Lord Tennyson

Es nützt wenig, daß ich als untätiger König
an diesem stillen Herd, zwischen diesen kahlen Klippen,
verheiratet mit einer alternden Frau, zumesse und austeile
ungleiche Gesetze einem unzivilisierten Volk,
das hortet und schläft und frißt und mich nicht kennt.
Ich kann nicht rasten vom Reisen, ich will das Leben
trinken bis zum letzten Tropfen. Ich habe es jederzeit sehr genossen,
habe sehr gelitten, sowohl mit denen,
die mich liebten, als auch allein; an Land, und wenn
durch dahinjagende Böen die regnerischen Hyaden
das düstere Meer quälten. Ich bin ein Name geworden;
denn ständig umherziehend mit hungrigem Herzen
habe ich viel gesehen und kennengelernt - Städte der Menschen
und Gebräuche, Klimazonen, Ratschlüsse, Regierungen ,
Mich selbst nicht am wenigsten, sondern von all denen geehrt, -
und die Freude der Schlacht mit meinesgleichen getrunken,
Weit weg auf den wiederhallenden Ebenen des windigen Troja.
Ich bin ein Teil von allem, das ich traf.
Doch jede Erfahrung ist nur ein Tor, durch das
jene unbereiste Welt hindurchschimmert, deren Rand verblaßt
für immer und ewig, sobald ich mich bewege.
Wie fade ist es haltzumachen, aufzuhören,
unpoliert zu rosten, nicht durch Gebrauch zu glänzen!
Als ob Atmen leben wäre! Leben auf Leben getürmt
wären alle zu wenig, und von einem
bleibt mir wenig; doch jede Stunde, gerettet
vor jener ewigen Stille, ist etwas mehr,
ein Überbringer neuer Dinge; und es wäre gemein
mich selbst für wohl drei Sonnenläufe abzulegen und zu verwahren
wo sich doch dieser graue Geist nach dem Verlangen sehnt,
der Weisheit zu folgen wie ein sinkender Stern,
über die äußerste Grenze menschlichen Denkens hinaus.

Quelle: Link, Übersetzung durch Katrin Thier
Englische Version

Die Übersetzung von Frau Thier gefällt mir sehr gut, wenn man den Text dem Englischen gegenüberstellt wird ihre Leistung schnell klar.

Fühle ich mich nicht innerlich erfüllt mit Unrast und Fernweh, die mir unter die Haut gleitet, und mich hinaustreibt in die Welt - suchend, sich füllend, trinkend von fremden Wasser, mit nackten Füßen über fremde Erde gehend und erfüllt mit den Düften fremder Gestade.....

5 comments:

Grey Owl Calluna said...

Hallo, lieber Ray!
...."der" hat heute schon geweint,.....bei den Klängen vom Buena Vista Social Club,......und ich stellte mir die Frage,...."Was wäre gewesen, wenn... ich in Cuba geblieben wäre..?"
Ja,....schöne Erinnerungen an "die Insel".
Liebe Grüße
Grey Owl

hierundjetzt said...

"mit nackten Füßen über fremde Erde gehend"... wunderbar, das wärs!

lieben gruss
jrene

Ray Gratzner said...

Liebe grey owl, Dich kann ich mir merkwürdigerweise in Kuba sehr gut vorstellen...Vielleicht bist Du gut auf die Karibik eingestimmt....LG Rainer

Liebe jrene, yep- hauptsache nicht im winter und hier....LG Rainer

Anonymous said...

Hallo Ray

Ein schöner und gehaltvoller Text. Diesen Text in eine andere Sprache zu übersetzen braucht viel sprachliches Wissen und Können in beiden Sprachen - Anerkennung!

Liebe Grüsse in den Tag
Elfe

Ray Gratzner said...

Liebe elfe, da liegt ein Mißverständnis vor... Da ist noch ein Link auf Frau Thier, die es übersetzt hat... LG Rainer