Friday, April 17, 2009

Ist dieses Gedicht nicht wie eine Meditation?

Eduard Mörike dichtete:
Im Frühling

Hier lieg ich auf dem Frühlingshügel
Die Wolke wird mein Flügel,
Ein Vogel fliegt mir voraus.
Ach, sag mir, alleinzige Liebe,
Wo du bleibst, dass ich bei dir bliebe!
Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus.

Die Wolke wird mein Flügel, ich wandere im Geiste mit der Wolke mit, erfüllt von einem tiefen Gefühl der Liebe, wie es ich bei mir in der Meditation stets einstellt, wenn ich loslasse. Der Vogel zeigt mir den Weg sich mit allem zu verbinden...dass keinen festen Ort hat...


Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüte offen,
Sehnend,
Sich dehnend
In Lieben und Hoffen.
Frühling, was bist du gewillt?
Wann werd ich gestillt?

Der Frühling ist eine kräftige Metapher für den Aufbruch in neue Erkenntnisse, entpannt und offen freue ich mich sehnend, und dehne meine Wahrnehmung hoffnungsfroh aus.
Die Wolke seh ich wandeln und den Fluss,
Es dringt der Sonne goldener Kuss
Mir tief ins Geblüt hinein;
Die Augen, wunderbar berauschet,
Tun, als schliefen sie ein,
Nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet.

Der Energiefluss wird fühlbar, das Licht ist lieblich wie die Liebkosung eines Kusses, die mich bis ins Mark hinein durchdringt. Hingabe lässt mich fließen ich verliere mich im Gehör...

Ich denke dies und denke das,
Ich sehne mich und weiß nicht recht, nach was.
Halb ist es Lust, halb ist es Klage.
Mein Herz, o sage,
Was webst du für Erinnerung
In golden grüner Zweige Dämmerung?
Alte unnennbare Tage.

Schließlich startet der innere Dialog erneut...Das Einssein wird zur Erinnerung goldgrüne Energiefäden heilen Seele und Körper. Wie schön das die Dichter auf den Flügeln der Götter reisen....

6 comments:

Luiza said...

Ooooh ja, das hört sich wirklich interessant an...

Guten Start ins Wochenende!

Hexe said...

Sehr schön wie du deine Gedanken zu dem Gedicht beschreibst. Ich mag Mörikes Frühlingsgedichte sehr.

Grey Owl Calluna said...

Lieber Ray!
Die schönsten Gedichte und Geschichten schreibt man mit dem Herzen, der Verstand,....sucht und sortiert nur die Worte......
Liebe Grüße
Grey Owl

Isabella said...

Schön interpretiert! Poesie berührt; Mörike war ein großer Lyriker, der es bestens verstand, Gefühle und Eindrücke in Worte zu fassen. Der Leser muss sich nur darauf einlassen können.
Schönes Wochenende und lG
Isabella.

hierundjetzt said...

Wunderbar berührend das Gedicht, aber noch viel mehr Deine Gedanken dazu lieber Rainer...

Lieben Gruss
Jrene

ahora said...

Deine Gedanken stattest Du mit sanften Worten aus. Das gefällt mir gut und noch mehr, dass Du unter die Poeten gehst.
Ich grüße Dich herzlich
Barbara