Monday, January 4, 2010

Sand




Sie mochten wohl stundenlang oder eine Ewigkeit durch den Sand gelaufen sein. Er war durstig, die Sonne schien bis tief in das Knochenmark zu scheinen und er hatte nicht mehr die Kraft irgendeinen Gedanken zu fassen. Er war Sand, innen und außen - nur Sand und nur wenig schien noch zu fehlen, dass er auseinanderrieselte und Ruhe fand als Teil dieser mächtigen Düne, über die er gerade schritt.

"Komm", sagte sein Führer, "lass uns setzen. Es ist jetzt genug, du fängst langsam an Verbrennungen zu zeigen."

Er setzte sich und in seinem Inneren schwankte es weiter, so als ob er mit unsteten Schritten Meter um Meter in einer sinnlosen unendlichen Wüste weiterschreiten würde.

"Du bist hier im Ego des modernen Menschen. Es gibt kein Leben mehr, keine Gnade, nur Glut und Verbrennung. Die Welt wird brennen solange das Ego diese Form hat. Wir brauchen wieder den Regen und die Saat, wir brauchen Platz für andere Lebewesen..."

Er blickte sich um. "Ist mein Ego auch so?", fragte er erschöpft.

"Ganz genau so, du bist ein Kind der Wüste, Du schwitzt in der Sonne während du im Sand der Belanglosigkeiten versinkst. Lass das das Geschäft der anderen sein. Suche Wasser und rette zumindest eine Welt."

"Welche?"

"Deine."

Die Sonne brannte auf ihn nieder und der Wind blies ihm Sand ins Gesicht. Seine Seele wollte aufbrechen, doch seine Hände gruben nach Wasser.

3 comments:

Elisabeth said...

Liebster Rainer,
das ist wunderschön... so poetisch... so wahr... ich bin beeindruckt von deiner Erzählkunst und hoffe, du bist im neuen Jahr, in deiner neuen Wohnung gut angekommen und hast genug zu trinken!
Alles Liebe für dich, Elisabeth

Rainer said...

Liebste Elisabeth, danke für Deinen Kommentar, das ist schon Trank genug für eine Wüstennacht. Liebe und Licht Rainer

Gabaretha said...

Lieber Rainer,
ich bin sehr sicher, dass es in Deiner Mitte auf tiefstem Seelengrund ganz anders aussieht, wie Deine Worte deutlich erkennen lassen.
Alles Liebe zum noch jungen Jahr,
besser und besser,
Gaba