Thursday, March 4, 2010

Sehen - Vorbereitendes


Welche Vorbereitung benötigt das Atmen oder das Laufen, oder das Singen?

Nun zum Atmen muss ich mal zumindest auf der Erde angekommen sein, um zu laufen muss ich den Trieb spüren, mich zu bewegen, weiter immer weiter, egal ob ich falle, immer weiter bis ich's kann und um zu Singen brauche ich die Freude am Ausdruck - die Lebensfreude.

Für das Sehen benötige ich keine besondere Vorbereitung, keinen Verhaltenscode oder Schutzmaßnahmen. Klappern mag zum Handwerk gehören, aber der Seher ist ein Mensch wie du und ich und seine Normalität mag im abstrusen Gegensatz zu den gesamten Mythen und Legenden stehen, mit denen das Unbekannte von Unwissenden belegt wurde.

Sehen ist kein Träumen. Ich traf mal einen Menschen, der zu mir sagte: "Ray, ich kann sehen, ich sehe leuchtende Eier." Zu dem Sehen leuchtender Eier  gesellte sich eine Hingabe zum Lügen und eine notorische Sexsucht,die nur von seiner Abneigung gegen Waschen getoppt wurde. Leider half ihm sein Sehen nicht im Mindesten die Folgen seiner Lügen vorauszusehen, nämlich, dass alle Menschen sich von ihm abwenden würden. Eine Einsicht für die man kein Sehen braucht. Dieser Mann träumte zu sehen und seine Lügen suchten seine Träume heim. Hätte er gesehen, dann hätte er die Sinnlosigkeit seiner Lügen erfahren.

Sehen hat nichts mit Erfolg, Reichtum, Macht oder geschicktem Wirken zu tun. Sehen ist wie das Glas, das das Wasser handhabbar macht. Sehen ist wie eine Übung, für die es keine Belohnung gibt. Aber ohne Sehen kommen andere Ebenen der Spiritualität nicht zu ihrer Blüte, weil wir das Wissen nicht festhalten können.

Wer das Sehen wieder erlernt, speichert Wissen. Das gespeicherte Wissen schärft das Sehen, das geschärfte Sehen bringt die spirituellen Künste zur Meisterschaft. Die Krux aber ist, das das Sehen keine offensichtlichen Vorteile bringt, die man sofort an sich bemerken könnte. Daher mühen sich viele Suchenden jahrelang in ihren 'Künsten' ab, ohne sich zu füllen, weil sie den bunten, grellen Erfolgen hinterherlaufen.

Sehen füllt, den Einsamen, die Weinenden, den Gestrauchelten.

Übung Nummer eins zur Entwicklung der Hellsichtigkeit ist, von Zeit zu Zeit aufmerksam das zu unterbrechen was ich gerade tue. Warte darauf gesehen zu werden. Es ist egal ob es in diesem Leben passiert oder nicht. Blicke dahin, wo du gerade die Ewigkeit vermutest - Warte auf das Gesehenwerden und fahre dann fort mit dem, was du vorher getan hast.

3 comments:

Gabaretha said...

Lieber Rainer,
ich finde, hier passt (mal wieder ;-) der Satz "Energie folgt der Aufmerksamkeit".
Wäre es möglich, dass jeder Mensch nur das sehen kann, was er erwartet und für möglich hält?
In meiner Welt ist "Sehen" nichts wovor man sich fürchten müsste.
Ganz im Gegenteil: Durch den Zugang zu den inneren Welten wird alles farbiger, interessanter und sogar schöner.
Nach meiner Meinung liegt das daran, weil ich mir diese Erfahrungen wünsche und meine Aufmerksamkeit bewusst auf all das lenke, was rein, kreativ, ehrlich und hilfreich ist.
Viele liebe Grüße aus der Isartaler Nacht.
Besser und besser,
Gaba

Anonymous said...

Lieber Rainer
Sehen ist eine Gabe, die wir alle die gesunde Augen haben, mehr oder weniger gut können. Ich bin kurzsichtig, dh. in Wirklichkeit wollte ich vieles gar nicht so genau sehen. Ich musste erst wieder sehen wollen und hinsehen lernen. Das hat vermute ich auch einen Einfluss auf unser Geistiges Sehen.Ich denke auch da, müssen wir in erster Linie hinsehen. wollen. Du schreibst es ganz genau mit diesen Worten;

Sehen füllt, den Einsamen, die Weinenden, den Gestrauchelten.
Das heisst dann zuerst wieder Mitgefühl für unsere Mitmenschen und tiefes Interesse am Anderen, zu entwickeln. Das ist immer Aktives Arbeiten an mir und erst wenn ich mich selber, richtig Wahrnehme, nehme ich mein Gegenüber auch Wahr und bin bereit, auch die Geistige Welt Wahrzunehmen.
Sehen heisst ebben auch mit unserem ganzen Wesen zu Sehen.
Liebe Grüsse zentao

Anonymous said...

... Für das Sehen benötige ich keine besondere Vorbereitung ...

Man sieht, was man in den Dingen vermutet.
Sehen folgt unserer Erfahrung.
Sehen folgt unserer Energie.

Deshalb liegen wir oft falsch, wenn wir zu wissen meinen, was der andere in einer gleichen Situation denkt.
Das spirituielle Sehen hängt ebenso von der Erfahrung ab und von der Energie, die den Dingen innewohnt.

Liebe Grüße
Barbara