Tuesday, April 6, 2010

Liebe unter Stacheln

Eine schönen Abends sprach der Igel zu seiner Frau, "Frau ich gehe hinaus, um den Sonnenuntergang zu betrachten."
"Schön", erwiderte seine Frau, "ich werde dir zusehen, wie die Strahlen durch deine Stacheln gleiten und wie die Dämmerung dich ergrauen lässt. Dann werde ich dir folgen."

Der Igel trat raus aus seinem Bau und lief auf einen benachbarten Hügel, wo er die Sonne frei sinken sehen konnte. Der rote feuerige Ball  wärmte seinen Pelz und der Igel seufzte.  "Ach Sonne, deine Stacheln sind so leicht und bunt, meine so schwer und spitz. Wäre ich doch eine Sonne, mir wäre mein Leben so schön."

Das hörte seine Frau und Trauer senkte sich in ihr Herz. So kann er keine Schönheit an uns Igeln finden?, dachte sie.

Als die zwei des Nachts auf Nahrungssuche gingen, fiel dem Igel auf, dass sein Frau nicht so bei der Sache war wie sonst. Er neckte sie um sie aufzuheitern. Er gab ihr seine besten Leckerbissen, doch nichts half. Sie schien von einem geheimen Kummer geplagt.

"Was hast Du?", fragte er sie.

"Ach ich leide, weil du mich nicht liebst."

"Wie das?", entfuhr es ihm. "Wie das Geliebte, meines Herzens Stachel?" und er drängte sich ganz nahe an sie und drückte sie.
"Na willst du nicht die Sonne selber sein?", fragte sie entrüstet.

"Ach das." Er schaute sei an. "Ein Igel zu sein ist wundervoll und eine der wundervollen Eigenschaften eines Igels ist es zu spüren, dass die Sonne ein Teil von ihm ist. Wäre ich eine Sonne ganz und gar, dann wüsste ich wie die Tiere um uns herum sind, denn auch sie sind alle ein Teil der Sonne. Das war es, was mich bewegte, doch zuallererst bin ich gerne ein Igel."

"Ach so", sie nickte. "Doch dazu musst du keine Sonne sein. Immer wenn ich dich liebe oder du mich, dann sind unsere Gefühle wie Sonnenstrahlen, hell und lebensspendend. Und immer wenn die Liebe verschwindet, dann gibt es kein Mitfühlen mehr, dann sind wir nicht mehr ein Teil der Sonne und so geht es allen Tieren."

"Du hast recht rief der Igel", und er drückte sein Frau. "Wir Igel leben im Dunkel und sind uns die schönsten Sonnen dieser Welt."

Als die Dämmerung einsetzte, da trabte der Igel und seine Frau mit vollgeschlagenen Bäuchen in ihren Bau.

"Weißt du was?", fragte sie.

"Nein."

"Heute abend schauen wir uns den Sonnenuntergang gemeinsam an."

"Au ja."

Bald schon war es ruhig im Bau und nur ein kleines Säuseln verriet, dass die Igel schliefen.

3 comments:

Jürgen said...

Lieber Rainer,

wann gibt es eigentlich das erste Buch mit Deinen wundervollen Geschichten? Es ist unglaublich, welche Gedanken Du immer hast und wie geschickt Du sie verpackst. Gratulation!!!

Alles Liebe,
Jürgen

Gabaretha said...

Lieber Rainer,
ich finde Du verstehst es ganz ausgezeichnet über die Liebe zu schreiben .
Igelige Grüße aus dem Isartal,
besser und besser,
Gaba

Grey Owl Calluna said...

Eine wundervolle Geschichte lieber Ray!
Ja, von Zeit zu Zeit erzähle auch ich gern Geschichten.....aber dazu brauch ich die Muse und vor allem Ruhe, denn Du weißt sicher wie das ist,....man lebt die Geschichte, ist in ihr, wenn man daran schreibt, und da ist jede Ströhrung unwillkommen.
Ganz liebe Grüße
Grey Owl