Sunday, February 20, 2011

Der schönste Job der Welt


Gestern saß ich in der Höhle. Ringsum waren immer wieder Wassergeräusche zu hören. Dann und wann der Fall eines Tropfen auf den Boden. Recht beständig ein gurgelndes leises Wasserlaufgeräusch. Daneben Stille. Die Sitze in der Höhlenspalte waren verlassen. Das monotone Licht der Energiesparlampen tauchte die Höhle in ein mattgelbes Licht.


Ansonsten ist es ruhig. Ich bin allein und sehe um mich herum nichts als Gestein. Der Geist kommt hier zur Ruhe. Meditationen werden sehr intensiv.

Plötzlich Geräusche. Zwei Männer kommen den Gang entlang. Sie tragen rote Helme mit Lichtern drauf. Angezogen sind sie mit braunroten Anzügen, aus Material, das ich so nicht kenne. Ist das wasserdicht? Einer der Männer trägt silberne Metallflaschen und Schwimmflossen. Aha, Gebirgsmarine. Die U-Boot-Fraktion. Höhlenforscher bzw. Höhlentaucher.

An der Höhlenwand prangt ein Schild bitte Ruhe. Das scheint für Forscher nicht zu gelten. Sabbelnd und brabbelnd kämpfen sie sich auf schlammigen Untergrund, entlang eines ehemals vorhandenen Weg voran. Es ist 11 Grad in der Höhle. Dann sind sie schließlich wieder um eine Ecke verschwunden und ich lehne mich zurück. Irgendwann wird es ruhig. Sie sind wohl abgetaucht, denke ich.

Als die beiden zurückkehren, sehen sie ganz zufrieden  und ein bisschen verfroren aus. Sie kommen aus 11 Grad warmen Wasser, fanden einen zwei Meter mit Wasser gefüllten Raum, aber es ging dort nicht weiter. Sie hatten einen Durchgang gesucht und nicht gefunden. Nun wird es ein anderer Tag sein, an dem sie fündig werden.

Als sie weg sind, beweisen die Wasserlachen wo sie gestanden haben ihre Anwesenheit.

Dann taucht die Frau mit dem schönsten Job der Welt auf. Sie fragt mich nach meiner Nummer und meldet dieser Nummer über die Notrufanlage nach oben, in die lichte Tageswelt, wo immer jemand am Empfang der Höhle sitzt.

Irgendwann ist gegenüber der Höhle eingezogen. Sie suchte einen Job und bewarb sich. Und jetzt führt sie Menschen durch die Höhle. Immer zur vollen Stunde. "Es ist der schönste Job der Welt", strahlt sie, "und alle Menschen sind so verschieden." Nur wenige können die Ruhe hier unten so genießen wie sie, meint sie zu mir.

Sie hat Recht. Meditation in Höhlen ist etwas Großartiges. Ich kuschel mich in meine Decke und warte bis sie verschwunden ist. Dann bin ich wieder allein im Bauch der Erde, wo alles so heilkräftig ist.

13 comments:

Dies und Das vom Neckarstrand said...

Lieber Rainer,
ruhig und geheimnisvoll mag es da unte, um Bauch der Erde sein. Aebr ich weiß nicht, ob ich diese moderige Kälte so genießen könnte. Ich glaube, ich suche mir lieber außerhalb ein ruhiges, geschütztes Plätzchen.
Ich wünsche dir einen schönen Sonntag.
Liebe Grüße
Irmi

Dori said...

Lieber Ray,
ich freue mich,wenn Du Dich in einer Höhle wohl und geborgen fühlst - ich fühle mich dort nicht wohl. Mir ist es zu dunkel, zu feucht und zu kalt.
Aber genauso verbunden fühle ich mich unter einem Sternenhimmel am Meer, wo das ganze Universum mir gehört, mir ganz alleine :-)
Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag, alles Liebe von Dori

Ray Gratzner said...

Liebe Irmi,

moderige Kälte Brr, natürlich ist eine behagliche helle warme Küche mit anregenden Getränken tewas ganz anderes.

Jedem das Seine
Dito, ein schöner Sonntag für Dich auch.

Lieb Grüße Rainer

Ray Gratzner said...

Liebe Dori,

als Sonnefrau sind Dir Höhlen vielleicht suspekt. Aber der Sternenhimmel am Meer, in den Dünen ist auch für mich eine wunderbare heilsame Vorstellung...

Liebe Grüße an die Sonnenfrau.
Rainer

Grey Owl Calluna said...

Ja,...die Mutter Erde....in ihr spührt man eine Geborgenheit, wie in dem Bauch der Mutter.....

Ich träume einmal, dass ich mich auf einen Waldweg legte, mit diesem verschmolz und auf mir Blumen wuchsen.....

Liebe Grüße
Grey Owl

Cloudy said...

Eine Höhle habe ich noch nie besucht, steht immer auf meiner Liste und so will es nach Deinem Bericht hier, dann auch einmal angehen, irgendwann...

Servus und so long
Kvelli

Ray Gratzner said...

Liebe Rosi,

ein wunderschönes heilsames Bild. Es verdeutlicht für mich, Deine besondere Verbindung zu den heilenden Kräften der Erde...

Liebe Grüße Rainer

Ray Gratzner said...

Lieber Kvelli,

wenn Du es willst, wirst Du Zeit und Möglichkeiten finden.

Liebe Grüße rainer

Gabaretha said...

Lieber Rainer,
die Geborgenheit im Bauch von Mutter Erde kann ich aus Deinen Worten gut nachspüren und auch die Geräusche der Höhlenforscher empfinde ich sogar beim Mitlesen als störend.
Einzig die Behauptung, dass die Frau den schönsten Job der Welt hat, teile ich nicht. Den habe nämlich ich ;-)))
Vielen Dank für Deine interessante Geschichte,
Sonnige Nachtgrüße,
besser und besser,
Gaba

Ray Gratzner said...

Liebe Gaba,

verzeih *Schluck*, war mir gar nicht so bewusst, aber klar, den schönsten Job hast Du - immer auf der alpha-wellen Ebene ob im Bauch oder in der Sonne...

Liebe Grüße Rainer

Ray Gratzner said...

Liebe Gaba,

verzeih *Schluck*, war mir gar nicht so bewusst, aber klar, den schönsten Job hast Du - immer auf der alpha-wellen Ebene ob im Bauch oder in der Sonne...

Liebe Grüße Rainer

Anonymous said...

Lieber Rainer
ganz schön mutig Deine Meditation ich finde das richtig gut was Du machst.
Liebe Grüsse zentao

Ray Gratzner said...

Lieber Zentao,


vielen Dank für den Zuspruch. Und anke für Deinen Besuch.
Liebe Grüße Rainer