Sunday, March 20, 2011

Der Meister und die nackten Frauen

Eines Tages ging der Meister traurig am Strand entlang. Er fühlte sich einsam und traurig, denn seine drei Schüler waren zum Einkaufen in die Stadt gegangen und so hatte er das Gefühl ein wenig still zu stehen, da er die Entwicklung seiner Schüler nicht vorantreiben konnte.

Schließlich kam er zu der einsamen Bucht wo an diesem Tag der Woche die Frauen ihre Wäsche wuschen. Der Meister setzte sich nieder und betrachtete die schönen Gesichter und die schönen braunen Beine der Frauen. Der Meister verfiel in Meditation und sein Energiekörper verließ seinen Körper.

Derweil hatte die Frauen begonnen auch ihre Blusen zu waschen und als sie mit nacktem Oberkörper dort saßen, entdeckten sie den Meister, der in ihre Richtung zu blicken schien.

"Schaut nur, der alte Mann schaut sich junges Frauenfleisch an, das ist aber nicht sehr erhaben ha?", riefen sie ihm zu. Doch der Meister ließ seine Augen unverwandt in ihrer Richtung ruhen. Da stand die Älteste der Frauen auf. "Kommt Mädels, der hat sich eine Dusche verdient." So liefen alle Frauen zum Meister, packten ihn und warfen ihn ins Wasser. Prustend und Wasser schluckend wurde der Meister aus der Trance zurückgeholt. Erstaunt richtete er sich auf und sah sich von halbnackten Frauen umgeben, die ihn als Lustgreis titulierten.

Da kamen die Schüler zurück und sahen den Meister von den Frauen umringt. Dem Meister fehlten die Worte. Hier war nichts zu erklären noch zu beruhigen. Der Meister ergriff die Flucht und die Frauen beruhigten sich nach einer Weile wieder.

Als die Schüler nach Hause kamen, warfen sie dem Meister die Einkäufe vor die Füße. Meister, ihr führt ein Doppelleben. Uns spielt ihr den heiligen Mann am Tage vor und sobald wir euch den Rücken drehen, steigt ihr Frauen hinterher. Wie passt das zum Leben eines weisen Mannes?

Der Meister schaute auf die Einkäufe und sagte, "Euer Verstand sagt euch der Meister ist nicht, was ihr von ihm erwartet habt. Und euer Meister sagt euch, ihr habt am Wasser gesehen, was die Waschfrauen gesehen haben. Als ihr zu mir kamt, um zu lernen, habt ihr gesehen, was ein Schüler sehen kann. Wenn ihr wissen wollt, was eurem Meister widerfuhr, dann müsst ihr mit eurem Herzen sehen lernen."

"Ihr macht es euch schön einfach", sagten seine Schüler und drehten sich um. Sie gingen ihre Sachen packen und verliessen den Meister ohne Gruss.

In der ersten Nacht schliefen die drei Schüler im Freien. Einer der Schüler hatte einen lebhaften Traum. Er sah den Meister am See, wo die Frauen ihre Wäsche wuschen. Er berührte den Meister doch der Meister schlief, dass spürte er deutlich. Er wusste dass des Meisters Seele unterwegs war. Am anderen Morgen erzählte er den beiden anderen Schülern von seinem Traum. "Mein Herz hat im Traum die Wahrheit erkannt. Ich schäme mich, ihn nach dem ersten Eindruck verurteilt zu haben. Ich kehre zu ihm zurück."

Doch die anderen Schüler blieben bei ihrem Zorn und so trennten sich die Schüler.  Während die beiden zornigen Schüler weitergingen, machten sie des Mittags eine Rast. Als sie ihr Brot aßen, da setzte sich ein Vogel in ihre Nähe und machte auf sich aufmerksam. "Hau' ab du Vieh, du willst uns nur das Brot stehlen", rief einer der Schüler und warf mit Steinen nach dem Vogel. Der zweite Schüler blickte sich um und entdeckte ein Nest, in dem junge Vögelküken waren. Der alte Vogel versuchte, die beiden Männer davon fortzulocken. Da begriff er im Moment, dass er dem Meister unrecht getan hatte, denn er konnte des Meisters Herz spüren. Augenblicklich stand er auf und kehrte wortlos zum Meister zurück.

"Ja, geh' nur, Du Trottel", rief der Dritte und zog aus seiner Tasche die Geldbörse des Meisters. Wenigstens bezahlt der Meister mit dem hier für die Zeit, die ich mit ihm vergeudet habe. So verbrachte er einige Wochen damit das Geld des Meisters auszugeben. Als das Geld zur Neige gegangen war und der Schüler begann Hunger zu leiden, da drehte er sich um und ging ebenfalls zum Meister zurück.

Er fand den Meister zusammen mit den beiden Schülern in einer Meditationsübung. "Meister ich bin zurückgekehrt. Mein Herz hat mir gesagt, dass ich euch Unrecht getan habe."

Der Meister öffnete die Augen und sagte, "nicht dein Herz sieht die Welt, sondern dein Magen. gehe hin, denn du hast den Weg des Magens gewählt. Traue ihm, er kann dich größere Wunder lehren, als ich es je vermöchte."

Enttäuscht drehte sich der junge Mann um und verließ den Meister.

"War dies ein Weg mit Herz Meister? Wart ihr nicht zu hart zu ihm?", fragten ihn seine Schüler.

"Nein, er wäre hier nicht glücklich geworden, denn seine Wahl ist eine andere. Er dient dem Fleisch von Herzen, ich diene der Kraft von Herzen. Keiner dieser Wege ist besser oder schlechter - sie sind nur eine Wahl. Da er aber sein Herz noch nicht befragt hat, habe ich ihm nur die Stimme seines Herzens erklärt.

6 comments:

Das Kreativ-Team said...

Sein und Schein liegt so nah beinander, gut, daß wir alle die Wahl haben.
Lg,
Sabine

AnnaFelicitas said...

Erkenne dich selbst und sei ganz du - eine wunderbare Botschaft, lieber Rainer!

Alles Liebe
Anna

Gabaretha said...

Lieber Rainer,
ich habe über Deine Geschichte nachgedacht und hier kommen meine Gedanken:
Der Weg des Herzens entsteht in jedem Menschen aufgrund Wahrnehmung und Erfahrung.
Nehmen wir mal an, der Meister wäre nicht in tiefe Trance getaucht und hätte sich am Anblick schöner Frauen erfeut.
Wäre das nicht auch ein Weg seines Herzens?
Die (Be-)Wertung ob das richtig oder falsch, gut oder böse ist, macht es schwer den Weg des Herzens zu gehen.
Vielen Dank, dass Du mich mit Deinen Gedanken zum Weiterdenken anregst.
Ich wünsche Dir einen schönen Sonn(en)tag und sende Dir liebe Grüße aus dem heute sonnigen Isartal,
besser und besser,
Gaba

Ray Gratzner said...

Liebe Sabine,

danke für Deinen treffenden Kommentar und Grüße an alle Buddies...
Liebe Grüße Rainer

Ray Gratzner said...

Liebe Anna, vielen Dank für dieses Feedback und für die Botschaft *lächel* liebe Grüße Rainer

Ray Gratzner said...

Liebe Gaba,

vielen Dank, dass Du hier Deinen Gedankengang ausführlich dargestellt hast. Mich freut diese Interpretation

Liebe Grüße Rainer