Friday, March 23, 2012

Mitleid / Compassion


In wohligen Wellen war er. Er dachte nichts, wusste nicht wo er war, was er war, aber er war im Licht und in einer Woge Gefühl und er war alles. Unendlich ausgedehnt, ohne Grenzen von hier bis zur Ewigkeit, scheinbar zeitlos musste er nichts bemerken weil alles in seinen Sinnen ausgefüllt war.
Plötzlich mischte sich Schmerz ein und Unwohlsein. Ihm war, als ob etwas an ihm riss obwohl er keine Vorstellungen hatte was etwas war und was er sein könnte. Eine Welle intensiver, brutaler Gefühle mengte sich in sein Sein, ohne dass er etwas verstand. Er floss durch den Schmerz, er war der Schmerz. Er zerbarst im Schmerz. Ohne Zeitgefühl bestand er in Schmerzen fort – endlos bis in die Ewigkeit reichend.

Dann folgte er einem Strudel Übelkeit, dann verschwand jeder Schmerz und plötzlich schwebte er über seinem Körper und schaute ungläubig auf sich und seinen Körper, der auf einem Operationstisch lag und er sah, wie ein Arzt ein großes Organ vorsichtig in einen Behälter legte. Der Arzt wirkte zufrieden.

Schwebend bemerkte er, dass sein Körper ohne Lebenszeichen war, aufgebrochen lag er da, ausgeweidet, wie im Schlachthaus.
„Nähen wir ihn zu und machen wir Schluss“, sagte der Mann.
„Sagen Sie Herr Doktor?“, ein Schwester sah den Arzt an.
„Ja.“
„Mir war, als hätte der Patient Tränen geweint. Ob er was gespürt hat?“
„Hmm, sein Gehirn war ja tot, da gibt es kein Schmerzempfinden mehr. Obwohl? – Es gibt Mediziner, die sagen, dass das Gehirn nur ein Teil des Menschen ist und der Rest des Körpers schon noch empfindet.“
„Warum betäuben wir die Patienten dann nicht bei der Organentnahme?“
„Nein, in Deutschland erlauben es die Vorschriften nicht, tote Menschen zu betäuben. Ein Toter merkt nichts. Das ist das was die Vorschriften sagen, egal ob hirntot oder anders.“

 
Die Schwester nickte und zuckte mit den Schultern, ein mitleidender Blick ging in Richtung Patient. „Ja, wenn das so ist.“





Comforting waves was all he was. He thought of nothing, not knowing where he was, what he was, but he was in the light and soaring in a wave of feelings and he was everything. Infinitely extended without limits from here to eternity, seemingly timeless, he had noticed anything because everything was complete in his senses.
Suddenly, intense pain and discomfort intruded his existence. He felt as if something overwhelmed him even though he had no idea what that might be. Another wave of intense, brutal feelings mingled in his being, He wasn't able to understand anything. He ran through the pain. He was in pain. He burst in pain. Without a sense of time, he persisted in pain - endlessly reaching into eternity.

Then he followed nausea, whirling inside him, then,
all at once, the pain disappeared  he was hovering over his body and watching in disbelief at himself viewing his body lying on an operating table and he saw a doctor placing a large organ carefully into a container. The doctor seemed satisfied.

Hovering, he noticed that his body was without sign of life, he lay opened, eviscerated, reminding him of being in a slaughterhouse.
"We will stitch him up - let us finish," said the man
"Tell me, Doctor?", a nurse looked at the doctor.
"Yes."
"I felt as if the patient was shedding tears. Whether he felt anything? "
"Hmm, his brain was dead, thus there is no more pain. Though? - There are doctors who say, that the brain is only a part of the person and the rest of the body still feels. "
"Why didn't we anaesthetize the patient while removing his organs?"
"No, in Germany, the regulations do not allow  to
anaesthetize dead people. A dead man does not feel anymore. That is what the rules state, whether brain-dead or otherwise. "

The nurse nodded and shrugged her shoulders, a compassionate glance went towards the patient. "Yes, in that case."

6 comments:

Schweinchen Schlau said...

Puuh, schwere Kost am Morgen. Ein Gedanke der mir noch nie gekommen ist, ich habe schon seit jungen Jahren meinen Organspendeausweis... Aber wenn denn dieser schlimme, jedoch kurze Schmerz das Leben anderer Menschen verlängern kann, dann bleibe ich bei meiner Entscheidung. Dank dir wäre ich dann aber vorbereitet! Schonungslos und ehrlich, so mag ich dich :o) Liebe Grüße Margit

Ray Gratzner said...

Liebe Margit,

es ehrt Dich eine von den Guten zu sein und noch im Tode zu helfen.

Ich hatte vor geraumer Zeit ein gespräch mit einem Arzt, der Organtransplantationen vorbereitet und der hatte mit seinem Job so seine Probleme, denn die meisten Leute gehen davon aus, dass für ihre Lebensrettung alles denkbar Mögliche getan wird und erst nach dem Tod dann Organe gespendet werden.
Ist aber anscheinend nicht so. Für die Organspende braucht man lebende Organe in denen kein Blut gerinnt, sonst sind sie unbrauchbar. Also müssen die Organe, die gebraucht werden frühzeitig besonders behandelt werden und ein Patient dessen Organe präpariert werden bekommt definitiv eine andere Behandlung, als der, dessen Leben man bis zuletzt retten will.
Dieser Arzt erzählt mir von einem spanischen Bauarbeiter, der auf der Baustelle umgefallen war. Man brachte ihn ins Krankenhaus und während er auf dem Weg dahin war kämpften bereits zwei Ärzteteams um den Patienten. Die einen wollten seine Organe, obwohl er noch lebte und die anderen wollte ihm nach Möglichkeit sein Leben retten.
Dem Arbeiter wurden seine Organe entnommen, obwohl er nach den in Spanien geltenden Regeln noch gar nicht tot gewesen war.
Was will ich sagen: Die Medizin weiß nicht genug über den Sterbeprozess, um dies professionell zu handhaben. Als Organspender läufts Du Gefahr, dass Dein Leben eben nicht mehr bis zuletzt gerettet wird, sondern du wirst ggf. nur in Hinblick auf die Konservierung Deiner Organe behandelt, sprich sie lassen etwas in Dich reinlaufen, dass die Blutgerinnung unterbindet, du musst nur noch solange leben, bis die Organe entnommen werden können.
Ich halte es für denkbar, dass Menschen bereits für Organe getötet wurden, die noch ein Leben vor sich hatten...
Liebe Grüße Rainer
Dieser Arbeiter

Anonymous said...

Nun weis ich endlich warum ich meine Organe nicht spenden will.
Ich wollte es intuitiv nie, obwohl ich gern helfe.
Ob die Geschichte nun stimmt oder nicht egal, ich kann es mir gut vorstellen.
Wir sollten uns öftermal sagen:
Ich weis, daß ich nichts weis.
Verstand ist nicht Alles!
Ich lese gern bei Ihnen, Danke!

Grey Owl Calluna said...

Ja,....die Vorschriften....und die Mediziner sehen "nur" den Körper.....das Physische....
Da haben wir wieder die patriarchale Gesellschaft, wo die spitituelle Welt von der "realen", physischen Welt getrennt gesehen wird. Anstatt sie zu verbinden, wird sie völlig verleugnet.
Dann kommen solche Gesetze dabei raus.....und um Geld geht's auch noch....

Da ist das vielleicht mal ein Vorteil, wenn man als lebendiges Versuchskanninchen benutzt wird. Wer will dann meine Organe noch?? Vermutlich keiner....nehm' ich mal an....chemisch verseucht,....nicht mehr verwendbar.....
Liebe Grüße
und..... ein schönes Wochenende.
Grey Owl

Ray Gratzner said...

Lieber Anonymous,

ja freut mich, wenn wir da auf einer intuitiven Wellenlänge liegen. Herzlich willkommen hier auf dem Blog und ich höre es natürlich gerne wenn hier gerne gelesen wird und wenn kommentiert wird.

Dankeschön und liebe Grüße...
Rainer

Ray Gratzner said...

Liebe Grey Owl, na ich gehe davon aus, dass Du nicht in diese Lage geraten wirst. Du lässt es nicht zu, Du weißt zu viel, um dich nicht schützen zu können.
Und Du findest bestimmt einen Weg gesund zu leben...

Liebe Grüße Rainer