Thursday, July 30, 2009

Vater

Sag mal Ray, ist dir schon einmal aufgefallen, dass immer wenn du deinen Vater besuchst, du gestresst bist.

Ja sicher. Der Alte stresst mich. Er ist halt ein Tyrann.

Kannst du dir vorstellen, dass du deinen Vater auch stresst, weil er mit Kindern nichts anzufanngen weiß?

Aber er hat mich doch bekommen, da muss er doch die Verantwortung übernehmen.

Hmm, meinst Du das Verantwortung übernehmen heisst, dass man nie schlechte Laune hat oder mit anderen Menschen nicht zurechtkommt. Wie würdest Du dann dein Stressgefühl einordnen und hast du je die Verantwortung dafür übernommen, dass du einen Vater bekommen hast?

Ich bin doch das Kind. Wie kann ich das Leben meines Vaters verantworten?

Weil du ein Teil davon bist. Du könntest damit anfangen deinen Stress loszulassen und offen für deinen Vater zu sein. Das wäre verantwortungsvoll. Sonst wirst du ein lebenlang Stress empfinden, wenn du Vaterfiguren begegnest. In Gegenwart von Vaterfiguren sollte man Verantwortung übernehmen und nicht abgeben, sonst ist man einen Teil seiner Freiheit los. Dein Vater hat die Verantwortung für euch Kinder schon übernommen, aber er konnte keine Brücke bauen. Du hättest ihm helfen können, wenn du auch das Kind in ihm gesehen hättest. Probiere es mal aus und versuche an deinen Vater als ein kind zu denken. Was wirst du empfinden?

Ich weiß nicht, aber probieren kann ich es ja mal. Auf alle Fälle ist er ein trauriges Kind, soviel wird mir schon klar....

3 comments:

Grey Owl Calluna said...

Lieber Ray!
So ähnlich geht´s mir wohl mit meiner Mutter.
Auch wenn sie mich wohl nie mehr verstehen wird,...ich kann mir schon vorstellen, warum sie so geworden ist, wie sie ist.
Aber leider unterscheidet sich ihr denken so derart von meinem, dass sie sich leider nicht vorstellen kann, warum ich so geworden bin, wie ich heute bin.
Liebe Grüße
Grey Owl

DasLeben said...

Es ist schon erstaunlich wie sich die Dinge entwickelt haben nachdem ich festgestellt habe das meine Eltern auch nur Menschen sind.

Da ich nach meiner Mutter komme, habe ich einen sehr guten Draht zu ihr.

Bei meinem Papa sieht es da schon anders aus.
Ich habe mir sehr viel Gedanken um ihn gemacht. Er hatte bestimmt keine leichte Kindheit und hat seine Sorgen ertränkt.

Das komische war das an dem Tag, als ich mich dazu entschlossen habe, ihn " als auch nur ein Mensch " zu sehen, denn jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich.
Rief er nur noch nüchtern an.

Anonymous said...

Lieber Rainer,
pfau, das fährt ein, was du schreibst... Meine Mama wird Ende August 80 Jahre alt, und obwohl ich selbst (noch) keine eigene Familie habe, habe ich das gefühl, ein großes Kind zu haben, das umsorgt sein möchte... Ich habe lange Zeit gebraucht, bis ich das nehmen konnte. Jetzt sehe ich das Kind in ihr, sehe, was sie alles geleistet hat in ihrem Leben, was sie alles mitgemacht hat - und nun sehe ich sie ganz anders und kann für sie da sein... So gut ich kann...
Danke dir für diese wunderbaren Zeilen...
Alles Liebe von Elisabeth