Sunday, November 22, 2009
Es war einmal ein kleiner Drachen, sehr klein
Es war einmal ein kleiner Drachen. Sehr klein. Der lebte vor nicht all zulanger Zeit. All zu lang. Als er in die Pubertät kam, da verfinsterte sich sein Innenleben. Mächtige Dämpfe und Gase bildeten sich in seinem Inneren und er sprürte in sich das Rufen des großen roten Drachen.
"Leg' Feuer an die Welt. Brenne, Welt brenne..."
Der rote Drache war Zeit seines Lebens sehr gefürchtet gewesen. Hatte er schlechte Laune, dann brannte mit Sicherheit ein Wald oder eine Kirche, oder ein paar friedliche Menschen lichterloh. Man führte auf ihn sogar einen Vulkan zurück, in den er, der Sage nach, hineingefallen sein sollte. Den großen Rotspeier in der Nähe von Drachenwurzhausen.
Der kleine Drachen, sehr klein, fühlte nicht nur den Ruf des großen roten Drachen. Er spürte auch die Anwesenheit eines Lichtes. Ein Licht, dass jede Feuerbrunst stoppen konnte und das sich in ihm ausbreitete und ihn zu erfüllen begann, bis seine harte Drachenhaut sich in eine zarte, atmende Drachenhaut verwandelt hatte.
So war er hingerissen zwischen dem Licht und dem Rufen des roten Drachen. Mal stieg ihm schwarzer Qualm aus der Nase und er hatte furchtbare Leibschmerzen und seine Haut spannte furchtbar am ganzden Körper und er sah viele junge Drachenmädchen beim Seilspringen. Insbesondere die Vorstellung, wie sie ihre Schwänze, um die bunte Schleifchen gebunden waren, lässig über das in der Luft singende Seil hoben, liess sein Inneres erglühen und trieb ihm den Dampf aus allen Körperöffnungen.
Aber dann entschied er sich für das Licht. Seine schöne zarte Haut war allzeit seines Lebens sehr begehrt. Er führte ein reiches und bewegtes Leben und seine einzige Angst, dass ihn eine seiner anbetungswürdigen Drachendamen, ihn wegen seiner verletzlichen Haut einfach in einen Kochtopf stecken und später essen würden, bewahrheitete sich nicht. Sie waren stets nett zu ihm und bewunderten seinen zarten Teint, sehr zart. Und er blieb bis zum Ende seines Lebens klein, sehr klein. (Man munkelt, er habe manchmal die Schleifchen junger Drachendamen getragen aber das ist bestimmt gelogen...)
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2 comments:
Wie süß!!
Lieber Ray,
jemand, der solch schöne Geschichten schreibt, kann nur eine "zarte atmende Drachenhaut" haben.
Sonnige Grüße für einen schönen Montag,
Dori
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