Liebe sein

Sie verschränkt die Beine im Sitzen vor sich. Öffnet ein wenig den Mund. Schaut mich an und schüttelt den Kopf. Schließt den Mund. Öffnet den Mund und schließt ihn wieder und schüttelt den Kopf. "Es hat keinen Zweck, Du wirst es nicht verstehen", sagt sie. und schüttelt vehement den Kopf.

"Du kannst es doch probieren", sage ich ein wenig beleidigt.

"Besser nicht."

"Bitte, doch."

Sie winkt mich zu sich, zieht mich an sie ran. Ich rieche ihren Duft. Ich spüre ihre Wärme. Sie schaut zum Boden und sagt, "Männer und Frauen leiden vor allem unter einem Mißverständnis." Sie schweigt und schweigt.

Ich will mich schon abwenden, da fährt sie fort. " Liebe zwischen Männern und Frauen existiert nicht." Sie seufzt. "Ich habe es gesehen und war sehr enttäuscht. Wozu ist das Sehen gut, wenn es so grausame Wahrheiten gibt. Ich bin alle meine liebsten Freunde und Pärchen durchgegangen." Eine Träne läuft ihr Gesicht herunter. Keiner liebt den anderen. Keiner."

Ich fühle sie. Ich spüre ihre Gewissheit.

"Du hingegen erschaffst in Deinem Inneren Menschen aus purer Liebe." Sie streicht mir über das Gesicht und lächelt. "Das bedeutet nicht, dass Du die Liebe kennst. Das bedeutet nur, dass Du sie bist." Sie zieht mich zu sich ran. So sitzen wir eine Weile da, schweigend. Derweil strömt mir ein wunderbares Gefühl entgegen. Ich spüre mein Bild in ihr, geformt aus Liebe..