Es war Wohlbefinden mit seiner Wurzel in der Erde zu stecken. Die Erde nährte, sie gab was der Strauch brauchte. Hier an diesem Platz war er zu sich gekommen, hatte sein ganzes Leben verbracht und ein Strauch seiner Art konnte groß werden wie ein kleiner Baum. Jahre der Freuden und des Wachstums lagen noch vor ihm.
Wenn es stürmte, dann hatte die Erde ihn festgehalten und wenn Tiere an ihm geknabbert hatten, dann hatte die Erde ihm die Kraft gegeben, sich zu heilen. Er konnte nicht davonlaufen, aber erkonnte sich heilen, sein Leben lang würde er sich heilen können, solange es Regen gab und kein Feuer kam.
Feuer, das war sein Schrecken. Es hatte einmal ein Feuer gegeben in seiner Nähe.Die anderen Pflanzen hatten Warnungen verteilt und bald schon waren alle an der Arbeit, sich mit aller Kraft gegen das Feuer zu wappnen. Das Feuer war nur klein gewesen und war von selbst zu einem Ende gekommen, aber nachdem das Feuer gegangen war, da war es ruhiger geworden. Einige der Stimmen aus der Nachbarschaft waren verstummt und das bedeutete wohl, dass das Feuer sie für immer zum Schweigen gebracht hatte.
Deswegen fürchtete der Strauch das Feuer, er fürchtete diese Stille und doch - nach einiger Zeit waren Stimmen wieder dazu gekommen und hatten sich neue Pflanzen niedergelassen, weil Pflanzen mutig alles heilen, was zerstört wurde.
Unruhe kam unter den Pflanzen auf. Eine Störung schien gekommen zu sein. Menschen. Nicht weit von ihm waren zwei Wagen vorgefahren. Sechs Menschen waren ausgestiegen und hatten sich eine Art Lager bereitet. und nun liefen sie durch die Gegend und sammelten Holz. Sie sammelten aber nicht das Holz, um sich zu nähren, so wie andere Pflanzen sich vom toten Holz nährten. Sie sammelten es für ein Feuer. Menschen beschworen den Vernichter allen Lebens zu ihrem Vergnügen und sie brachten viel Unheil. Einige von ihnen brachen Äste von den Sträuchern.
Von wem hatten die Menschen das? Gab es Lebewesen, die den Menschen etwas abrissen um es in Feuer zu werfen und gut gelaunt drum herum zu sitzen? Der Strauch wusste es nicht doch bald schon griffen Männerhände nach ihm, und er fand sich inmitten einer Ansammlung von anderen Pflanzen und totem Holz wieder.
Er vermisste seinen Platz, den Kontakt zur Erde. Er war nicht tot, noch nicht. Mit etwas Glück, würde es ihm gelingen erneut Wurzeln zu fassen, er schaltete seinen Stoffwechsel entsprechend um. Er wollte leben, er wollte eins sein mit der Erde.
Doch dann passierte das Schlimmste. Feuerwarnungen überall und er spürte eine sengende Hitze überall. Das Feuer erfasste den Strauch und verzehrte ihn. Bald schon war alles, was er je gewesen war, ausgelöscht..
Ein Kreis Menschen saß um das Feuer und lachte und freute sich des Lebens. Ein kleines Kind saß am Feuer und blickte fasziniert in die Flammen und genoss dass Zischen der Flammen, das Knacken der Äste, den Geruch von bratendem Fleisch und garenden Kartoffeln. Eine Hand legte sich auf seine Schulter.
"Geh' nicht zu nah ran, Feuer ist gefährlich."
Das Kind nickte und setzte sich ein wenig weiter vom Feuer weg. "Ja", sagte es. "Feuer ist gefährlich, ich weiß."
"Und wir wollen doch nicht, dass kleine Kinder zu schaden kommen?"
"Nein, ich passe schon auf."
Mit einem dürren Ast schob das Kind den letzten Rest vom Strauch in das Zentrum des Feuers und beobachtete, wie das Feuer den Strauch verschlang, dann wandte es sich um und lief zu seiner Mutter.
1 comment:
Lieber Rainer,
ich hab auch schon von diesen Menschen gehört... sie machen sehr viel kaputt, was wächst und grünt... nehmen wir uns vor ihnen in acht...
Es gibt jedoch Hoffnung *lächel*
Liebste und nachdenkliche Grüße zu dir, Elisabeth
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