Wednesday, April 13, 2011

Besonders Besonders

"Ray, einen Weg zu gehen, einen wertvollen besonderen Weg, einen Weg mit Sinn, mit erzählenswerten Erlebnissen, das wünschen sich die allermeisten Menschen. Viele  kämpfen gleichzeitig damit, dass sie in sich selber nichts Besonderes sehen. Zu dick, zu schüchtern, zu dumm, zu dünn, nicht beliebt genug, nicht die richtigen Eltern gehabt, immer benachteiligt worden und was es dergleichen mehr gibt."

Sie klatscht mit den Händen in die Luft und lacht. "Sowohl der Wunsch, als auch die Bewertung der Person ist dasselbe. Sobald ich mich davon befreie einen besonderen Weg gehen zu wollen, ist es nicht mehr wichtig ob ich in irgendeiner Weise ungenügend bin. Es gibt nichts zu beweisen, ich muss mir nichts beweisen."

"Wenn ich mir nichts beweisen muss, dann sind die Bemühungen anderer Menschen besonders sein zu wollen für mich eine sinnlose Anstrengung. So als ob jemand die Eintagsfliegen auf einem Donnerbalken zählt. Möglich, aber ohne Nährwert. Wenn ich nichts Besonderes sein will, dann bin ich mit ganzem Herzen bei den Dingen, die ich tue, denn es gibt keinen Unterschied ob ich nähe, wandere, oder eine Rede halte. Ich halte eine Rede als Mann aus dem Volke, ich nähe als einfacher Schneider, ich wandere als Tourist. Nichts ist wichtiger, aber es ist mit Herz erfüllt, ohne Zweifel im Herzen ohne Selbstkritik oder Verleugnung, ohne Aufwand für die Illusion von Besonderheit."

"Absurderweise beginnen die Menschen, ein besonderes Leben zu leben, die garnichts Besonderes sein wollen. Sie sehen all die einfachen Pforten für herzvolle Wege, die 'besondere' Menschen nicht mehr zu sehen vermögen. Und in dieser Zeit, in der Besonders sein Programm ist, sind diese Wege einsame. Wann sehen wir die Menschen auf dem Weg zur Arbeit stehenbleiben, um an einer Blüte zu riechen? Wann stimmen wir in die Lieder der kleinen Kinder für einen Moment ein? Wann verlassen wir eine Besprechung kurz, um einen liebevollen Gedanken zu notieren, den wir abends unserem Partner sagen wollen? Wann vergießen wir eine Träne, wenn wir eine vertrocknete Blume auf einem Fenstersims sehen?"

"In dieser Welt sehr selten."

Aber Menschen, die nichts besonderes sein wollen, sind gerade zu diesen besonderen Dingen fähig, weil sie ohne Angst um ihr Ego ihrem Herzen folgen können."

10 comments:

Dies und Das vom Neckarstrand said...

Lieber Rainer,
ein sehr guter Beitrag. Wenn wir soweit sind, dass wir uns selbst nichts mehr beweisen wollen, müssen - dann geht es uns schon viel besser. Wir können durchatmen, unsere Gedanken auf die Dinge konzentrieren, die dem Leben - unserem Leben - einen Sinn geben. Dann halten wir uns nicht mehr mit Nichtigkeiten auf.
Aber wir müssen viel an uns arbeiten, damit wir dahin kommen.
Liebe Grüße
Irmi

Ray Gratzner said...

Liebe Irmi, vielen Dank für Deine Gedanken und Erfahrungen, die sehr viel wiegen...

Liebe Grüße an den Neckarstrand..

PM said...

Tja, Ray,

die Leute in DSDS und in all den anderen Casting Shows strampeln sich ab, um der "Welt" klar zu machen, wie besonders sie sind. Auch wenn wir das den einzelnen Kandidaten vielleicht nicht glauben: die Idee, dass wir besonders sein müssen, um etwas wert zu sein, wird so oft wiederholt, dass es schwer ist, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Und wenn man vollauf damit beschäftigt ist, ein "Star" zu werden, wo soll da die Zeit her kommen, sich mit der von Dir zitierten Blume zu befassen?

LG
PM

Paderkroete said...

ich mag Menschen die besonders unbesonders sind und damit sonderbar!

Ray Gratzner said...

Liebe PM,

ja die Castingshows, die sind ein schönes Beispiel um zu sehen, wie ausbeutbar die Menschen das Besondersseinwollen macht. Danke für Deine Gedanken.

Liebe Grüße
Rainer

Ray Gratzner said...

Liebe Paderkröte,

also Du bist auf alle Fälle besonders, unverwechselbar und überaus kreativ...
Liebe Grüße Rainer

Gabriela said...

Lieber Rainer,
wenn jeder erst einmal versteht, dass jeder etwas Besonderes ist, braucht er sich nicht mehr anzustrengen, besonders zu werden.
Vielen Dank für Deine schönen Gedanken, die mich einmal mehr daran erinnern, dass jeder so besonders ist.
Viele besondere Grüße von mir zu Dir,
besser und besser
Gaba

AnnaFelicitas said...

Du hast mir einmal mehr einen besonders ;) schönen Gedanken geschenkt. Danke lieber Rainer!

Alles Liebe
Anna

PS: Das Foto ist wunder-wunderschön. Danke auch dafür! fnnf-verdächtig ;) Machst du mit?

Ray Gratzner said...

Liebe Gaba, so wie Du es formulierst, ist es auch wunderbar getroffen. Du bist sehr weise liebe Gaba...

Liebe Grüße Rainer

Ray Gratzner said...

Liebe Anna,

danke für dieses Feedback, das mir ein Freudenlächeln entlockt.

Liebe Grüße an die Mutter aller Zauberwesen...

Rainer