Wednesday, October 17, 2012

Spieglein, Spieglein an der ....

Während mein 'großer Bruder' abwesend war, legte ich mich hin und döste. Immer wenn ich die Augen schloss, sah ich eine Person, weiß bandagiert im Nirgendwo versinken. Sobald er weg war saß ich auf irgendeinem Tier, wenn es mir nicht ein wenig albern vorgekommen wäre, hätte ich gesagt, dass ich auf einem Drachen saß. Ich flog über eine Welt hinweg, die von musikalischen Fasern durchzogen war. Alles was ich sah, hatte seine eigene Musik, die als lebende Fasern alles durchzogen. Dann hörte ich einen melodischen Klang, der mich weckte.

Erstaunt öffnete ich die Augen und stellte fest, dass ich die Quelle von Musik war.  Ich kam mir vor, als ob ich ein Riesenwunder entdeckt hätte.

Dann kehrte mein "Bruder" zurück. Ihn begleiteten zwei Männer, die Spiegel hereintrugen und sie im Halbkreis aufstellten. Dann legten sie zwei Sitzkissen auf den Boden. Eines war grün, das andere war rot Die Männer verschwanden und mein 'großer Bruder' lud mich zum Sitzen ein.

Ich setzte mich auf das grüne Kissen und er lächelte amüsiert. "Die Musik ist nichts, gar nichts. Du bist kein Beethoven und diese Welt ist keine Musikbox. Deine Wahrnehmung ist ein wenig aus der Verankerung gerutscht und jetzt haken wir sie wieder ein." Er setzte sich auf das rote Kissen.

"Die Spiegel hier symbolisieren, dass Deine Mitmenschen Deine Spiegel sind. Egal was Du tust, sie spiegeln dich. Ich möchte, dass Du Dich mit diesen Spiegeln unterhältst"

"Ernsthaft?"

Er nickte. Und so begann ich eine Unterhaltung mit meinen Spiegelbildern. Irgendwann ging mir der Gesprächstoff aus. Das Schweigen der Spiegel brachte mich zum Verstummen.

"Was hast Du? Bist Du schon müde?"

"Ja, es ist so einsilbig", ich zuckte mit den Schultern.
"Aber sie antworten. Versuche es nochmal und warte auf die Antwort."

"Ok." Nicht überzeugt wandte ich mich dem ersten Spiegel zu.

"Hallo, wie gehts?"

Mein Spiegelbild schaute mir stumm entgegen.  Ich wartete. Dann durchzuckte mich eine Antwort.
"Gut, es geht wieder gut..."
Ich schaute überrascht in die Richtung meines "Bruders".
Er nickte, "Mach' weiter."
In den folgenden Stunden führte ich eine nach und nach fließendere Unterhaltung mit mir selber. Ich war erstaunt, wieviele Antworten ich mir selber auf Fragen gab und die Antworten waren von entwaffnender Einfachheit.
"Du kannst jetzt aufhören. Wir führen immer, wenn wir mit anderen reden einen inneren Dialog. Egal was die anderen uns erzählen, wir geben uns bereits unsere eigenen Antworten. Das musst Du in Dir kennen, um es von dem unterscheiden zu können was von woanders kommt und darüber reden wir morgen ok?"
Ich nickte, mein Hals war rau vom vielen Labern...



2 comments:

Grey Owl Calluna said...

Sprichst Du hier die Spiegelgesetze an?
Ich weiß nicht recht.....im Moment kann ich dem immer noch nix abgewinnen. Aber vielleicht ändere ich ja noch mal meine Meinung.....irgendwann.....
....und vielleicht ist Don Juan und Castaneda doch nicht so falsch gelegen......auch wenn ich mehr die weibliche Seite von Taisha Abelar bevorzuge.....
Liebe Grüße
Grey Owl

Ray Gratzner said...

Liebe Grey Owl,
gemeint ist, das jeder Mensch unabhängig von seiner bewussten Kommunikation mit anderen Menschen, quasi parallel, einen inneren Dialog mit sich selber führt.
Diese Dialoge vermischen sich ständig im Normalfall. -Mehr ist das erst mal nicht, aber es ist eine Einsicht, die man(n) benötigt, um seine Wahrnehmung vom inneren Dialog zu befreien...

Der liebe Carlos war halt ein Wandschirm kicher, er hat nicht dem entkommen können, was seine Form unbedingt hören wollte...

Liebe Grüße Rainer