Saturday, December 22, 2012

Die Geschichte des Alltags

Die Geschichte des Alltags ist eine Geschichte des Reinemachens. Im einen Moment ist noch alles sauber und rein doch sobald ich mich einmal um meine Achse gedreht habe, ist der Staub in seinen Bemühungen alles zu bedecken einen erfolgreichen Schritt weitergekommen und ich kann es drehen und wenden wie ich will, aber der Alltag ist in seiner Essenz die Geschichte des Reinemachens.

Wo sind sie hin, die alten Großreiche? Ha, begraben unter meterdicken Staubschichten und die Reinemachefrauen der alten Großreiche müssen heutzutage studieren und nennen sich dan Archäologen oder Grabungshelfer und wenn ich nicht wie diese Großreiche enden will, dann muss ich mich vom Dreck beraten lassen. Denn nur, wer den Dreck nicht leugnet - so wie es viele Menschen tun, nur wer den Dreck nicht leugnet, findet in sich die Kraft zu reineren Welten.

Ehrlich, ich verschmutze jeden Tag. Sich eindrecken und säubern ist Alltag - im gesamten Universum. Die größte Einsicht, die ich aus diesem Prozess ziehen kann ist, dass ich nur dann gut leben kann, wenn ich weiß, dass ich jeden Tag verschmutze und mich dem stelle.

Eine kontinuierlich saubere Wohnung und Umwelt gibt es nicht. Ich muss mich ehrlich meinen Ängsten stellen vorm Reinemachen stellen und folgenden Ablauf erkennen, dass ich putze, denke - jawohl das bin ich - doch nur für einen Moment dann ist schon der Schmutz wieder auf dem Vormarsch und dieses saubere Ich existiert nicht mehr. Insofern ist jedes Ego, jede Identifikation mit erreichten Putzresultaten Illusion.

Ohne diesen Tanz von Schmutz und Sauberkeit, wäre meine Welt ein eingefrorenes Bild, in dem sich nichts regte. Und indem ich diesen Mangel an sauberer Kontinuität anerkenne, erkenne ich, dass die Welt nicht ist, wie ich dachte, dass sie ist, ich erkenne die tiefere Natur des Putzens als leuchtende Aufmerksamkeit. Aus dieser leuchtenden Aufmerksamkeit kommen die Bilder von sauberen Räumen genauso, wie meine Gefühle zu geputzten Umgebungen, wie auch meine Gefühle für eingesiffte Sachen. Dies alles spielt sich nur in mir ab und so kann meine Welt nicht unabhängig von mir sein.

Wann immer ich mich aufmache zum nächsten Frühjahrsputz, bin ich irgendwie auch auf der Reise. Ich sage meinen Freunden und meiner Familie auf Wiedersehen und ich weiß nicht welche Spinnweben, welche Dreckhaufen, welche Abenteuer ich beim großen Reinemachen erleben werde, die verdreckte Wohnung, das war einmal, aber das schöne neue saubere Heim ist auch noch nicht. Und dazwischen drin bin ich mit Eimer und Feudel und leuchtender Aufmerksamkeit.

Und mein Feudel zwingt mich in den Moment, das letzte Reinemachen ist nicht mehr und das Saubersein ist auch noch nicht. Ich und der Feudel müssen eins werden. Und dabei hilft es, an den großen Reinemachemeister zu denken und sich im Geiste mit ihm zu verbinden und sich von der Weisheit führen zu lassen, denn auch im Putzen kann ich die Freiheit finden, wenn ich das Putzen als Teil der leuchtenden Aufmerksamkeit erkenne, seine leere Natur erkennen.

Und doch muss ich meine eigene Art zu putzen finden. Jeder putzt individuell auf seine Art und wie er putzt ist es gut. Ich muss nicht putzen wie der Meister vor mir, er muss nicht putzen, wie die große Reinemachefrau, die ihn auf die Welt gebracht hat, und mit einem Feudelklaps auf den Allerwertesten zum kräftigen Schreien animierte. Es ist wichtig, dass ich putzen will und dass ich mich, während ich putze nicht von karmischen Gefühlen dazu hinreißen lasse, während des Putzens zu leiden.

Nehmen wir an, jemand hat ein Kaugummi auf die Fliesen gespuckt und ich habe schwere Mühe, die Fliese sauber zu machen, dann kann Wut mich ergreifen und ich nehme vielleicht einen Hammer und versuche die Fliese mit roher Gewalt vom Kaugummi zu befreien und durch die Zerstörung der Fliese steigert sich mein Leid und mein Zorn ins Unendliche. Das ist karmisches Putzen, das hilft mir nicht. Besser ist es, mir beim Reinigen der Fliese und beim Ärgern zu zu schauen, die Emotion auftauchen zu lassen und sie wieder ziehen zu lassen und an mir zu arbeiten, dass ich das Putzen genießen kann, denn irgendwann ist Ende der Putz- und Flickstunde und dann muss ich meine Aufmerksamkeit und meine Bewusstheit gemeistert haben....

Achtsames Putzen kann der Weg der Befreiung sein - einer von vielen.....

[nicht ganz so ernst gemeint - einigen weisen Texten nachempfunden]


5 comments:

Angelika said...

Interessante Aspekte zur Putz- und Flickstunde, mein Lieber.
Ist für mich eine Notwendigkeit, die einfach dazu gehört. Jeder Mensch hat seine eingen Auffassung von Reinlichkeit....
Um es mit den Worten meiner Tochter zu sagen: Ich bin sauber, aber du bist steril, kann ich nicht nachvollziehen.
Ich befreie mich gerne von alten Spinnweben, nehme Abschied und trenne mich von allem was dazu gehört.

Hab einen schönen 4. Advent und liebe Grüße
Angelika

Grey Owl Calluna said...

Ich hasse putzen.....gins.....
Mehr gibt's dazu nicht zu sagen....
Liebe Grüße
Grey Owl

Monika Maria Neumeyer said...

Ich «mach» auch gern «Toilette» ... :-)))

Sie sieht dann tatsächlich auch äußerlich schöner aus ...
ohne «Frischanstrich» ... :-)

Lieber Ray
Alles Liebe dir. Er-freue mich an deinen Geschichten!
Herzlich
Monika

AnnaFelicitas said...

Hallo und guten Morgen lieber Rainer,

früher habe ich, sobald ich nur ans Putzen gedacht habe, schlechte Laune bekommen und mich regelrecht an die Sache herangequält :) Putzen war eine ungeliebte Pflicht, die es schnell und effektiv zu erledigen galt ...

Irgendwann hatte ich es satt, deswegen ständig genervt zu sein und so verwandelte ich die lästige Putzeinheit in eine Stunde, in der ich mich den Dingen, die mich umgeben, ebenso liebevoll nähere, wie ich z. B. den Zauberwesen begegne. Dabei lasse ich ihnen (den Dingen) das zukommen, was sie benötigen, um mich im Gegenzug "mit was auch immer" erfreuen zu können.

Seit jenem Tag habe ich mein Hab und Gut nie mehr geputzt, sondern gepflegt! Ein kleiner aber feiner Unterschied, denn seitdem ich so denke, gehe ich mit Vergnügen und Interesse daran, mein Umfeld zu reinigen und in Ordnung zu halten. Das Gesamtbild wurde klarer, die Energien konnten fließen und das allgemeine Wohlbefinden nahm zu.

Wandlungszauber klein aber oho ;)

Ich wünsche dir wunderschöne Tage und sende dir ...

Alles Liebe
Anna

Laura said...


Lieber Ray,
ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest wünsche ich Dir mit diesem Gedicht:

Zeit der Liebe und der Wunder
Zeit im hellen Lichterglanz,
Zeit der wunderbaren Freude
Zeit der Kerzen auf dem Kranz.
Zeit der Hoffnung und des Friedens,
Zeit der stillen Besinnlichkeit,
Zeit der Wärme in den Herzen.
Zeit des Schenkens weit und breit.
Zeit der Wünsche und Erfüllung,
Eine Zeit für Groß und Klein,
eine Zeit des Miteinander -
Weihnachten ist niemand gern allein.

Für das neue Jahr wünsche ich Dir von Herzen viel Glück, allerbeste Gesundheit und Erfolg. Mögen alle Deine kleinen und großen Träume in Erfüllung gehen.
Hab eine schöne Zeit und lass es Dir gut gehen!
Alles Liebe und Gute für dich und herzliche Grüße
Laura