Monday, January 19, 2009

Sechs Bienen


Sechs Bienen trafen sich vor dem Bienenstock. Sie hatten die Aufgabe Dronen zu füttern. „Diese faulen Kerle, sie arbeiten nichts und immer müssen wir sie füttern. Ich hasse sie“, meinte eine der Biene.

„Aber so schlimm ist das doch nicht“, summte die Zweite. „Ich kann können, wenn sie sich die Bäuche voll schlagen, dann freue ich mich daran, mit welcher Freude sie sich über das Essen hermachen.

„Ach es ist schon was dran, was nutzt die Freude, wenn man ihnen selber nichts abgewinnen kann. Die Einzige, die etwas von den Dronen haben, das sind die Königinnen“, sagte die Dritte.

„Hoch lebe die Königin“, riefen alle sechs Bienen zugleich im Chor, wie es Brauch bei den Bienen war, wenn der Name der Königin fiel.

„Also, ich finde, wenn sie der Königin dienen....“

„Hoch lebe die Königin.“

„dann ist es mir recht. Sie wird schon wissen warum sie diese Brüder durchfüttert. Sind wir nicht ein großes starkes Volk geworden?“, warf die Vierte ein.

„Ja, das mag schon sein. Aber wie sollen wir größer und stärker werden, wenn diese Dronen hier alles wegfressen?“, gab die fünfte zu Bedenken.

„Es scheint so, als seien wir uns uneins ob wir sie brauchen oder nicht. Lasst uns herausfinden, was passiert, wenn wir sie nicht füttern.“

„Ein Experiment“, riefen alle Bienen erfreut aus.

Doch sie hatten nicht mit dem Geheimdienst der Königin gerechnet. Schon ein paar Minuten später wusste die Königin von dem Vorhaben der Bienen und sie schickte ihre beste Biene – Maya – mit dem besonderen Honig, der von den alkaloidhaltigen Heilpflanzen gewonnen wurde zu den sechs Bienen. Die Königin wusste um die bewusstseinserweiternde Wirkung dieses besonderen Honigs.

Die sechs Bienen waren sehr erstaunt als Maya mit dem Honig zu ihnen kam, doch gehorsam naschten sie an dem süßen gelben Saft. Wenige Momente später wurde ihnen ganz merkwürdig zumute. Erst sahen sie die Sechs die Dronen in neuen Farben, dann fühlten sie sich wie eine Drone.

Sie spürten die schmerzvolle Liebe und Bewunderung für die Bienen, sie so wichtig waren und alle wichtigen Arbeiten verrichteten. Gleichzeitig fehlte ihnen jeder Antrieb etwas zu tun. Eine Art innere Lähmung war in ihnen. Sie lebten nur für die Liebe und sie litten darunter, nicht so sein zu können, wie die Anderen.

Als die Bienen wieder nüchtern waren begannen sie die Dronen wieder zu füttern, die nur lieben konnten und sonst nichts. Sie spürten zum ersten Mal den Blick der Dronen von Liebe erfüllt.

Und tief im Bauch des Bienekorbes summte die Königin ein Lied. Ein Liebeslied

10 comments:

Gabaretha said...

Lieber Ray,
alles ist eine Frage des Blickwinkels ;-).
Wie gut dass es auch für Menschen eine besondere Art von Honig gibt, der erlaubt Dinge aus anderen Perspektiven zu betrachten. Ich nenne diesen Honig Meditation ;-)
Vielen Dank für die schöne Geschichte.
Alles Liebe,
Gaba

Grey Owl Calluna said...

Hallo Ray!
Ja, es ist gut sich mal in den Anderen hineinzuversetzen, in seine Lage, seine Beweggründe, es mit den Augen des anderen zu sehen, oder am eigenen Leib zu spühren.
Aber wer kann oder möchte das denn noch?
Aber nur so kommt "Verständnis" auf.
Als ich noch genug Geld hatte, konnte ich die Sparsamkeit und das Klagen der Anderen nicht verstehen,....heute schon.
So ist es auch mit Krankheiten,...wenn ich etwas nicht selber erlebt habe, kann ich nicht wissen, wie es ist.
....und da werden oft junge Schnösel in die medizinischen Dienste gesetzt, die über das Leben von Menschen zu entscheiden haben, ohne zu wissen, was es bedeutet Schmerzen zu haben...zum Beispiel.
Ganz liebe Grüße
Grey Owl

Anonymous said...

Lieber Rainer,
welch wunderschöne Geschichte, die mir zeigt, dass man den anderen viel besser verstehen lernt, wenn man seine Landkarte versteht und weiß, wie er tickt, fühlt, liebt, lebt... Die Königin weiß darum - nicht umsonst ist sie die Königin... :)
Herz-lichst Elisabeth

Anonymous said...

Diese Geschichte gefällt mir ganz besonders gut. Sie erinnert mich an einen Traum, den ich vor einiger Zeit hatte und den ich, so weit ich mich erinnere, hier auch einmal kurz erwähnt habe. Vorurteile und Nichtverstehenwollen beschränken unsere Wahrnehmung. Das muss man immer wieder ganz bewusst durchbrechen.
(Und zufällig habe ich gerade heute das Buch von Colin Higgins "Harold und Maude" bestellt. Sind das noch Zufälle??)

Liebe Grüße,
Astraryllis.

Anonymous said...

Ha, lieber Rainer, da wünsche ich mir gerade noch eine neue Geschichte von Dir, und schwupps kommt sie auch schon angeflogen (sh. mein Kommentar bei "Autokauf").

Wir sind meistens wirklich sehr schnell mit einem Urteil bei der Hand. Dabei kennen die wenigsten ihre eigene Aufgabe im Leben. Wie können wir da auch nur ahnen, wozu andere hier sind. Und wenn ich mir ansehe, wohin unsere Emsigkeit oft führt, dann wäre manches Muße- und Schäferstündchen sinnvoller gewesen.

Die wichtigste Tat ist immer die Liebe!
Jürgen

Ray Gratzner said...

Liebe gaba, meditationshonig, ganz ohne alkaloide ist natürlich der beste saft, der wissen schafft.

Ray Gratzner said...

Liebe greye owl, die Herzlosigkeit junger Menschen und der Bürokratie ist mitunter zum Weinen. Ich hoffe, dass Du davon in Deinem Leben weitgehend verschont belieben wirst, aber ich weiß, was Du meinst.

In dieser Republik müssen wir konsequent die Politiker abwählen, die Soziales für zu teuer halten, denn die kommen uns zu teuer zu stehen.

Ray Gratzner said...

Liebe elsiabeth, natürlich ist Einfühlung das Privileg aller Königinnen. Könige sind eher im eigenen Fall einfühlsam...LG Rainer

Ray Gratzner said...

Liebe astraryllis, träumen und Lesen und clever mit sich umgehen...das sind gute Dinge, die Du damachst. Danke fürs Besuchen LG Rainer

Ray Gratzner said...

Lieber Jürgen, schön von Dir zu hören und natürlich hast Du recht, der Lover of life bringt es auf den Punkt, die Liebe ist das Wichtigste..LG Rainer