Saturday, July 19, 2008

Abschied


"Musst Du wirklich gehen?" Ich war traurig. Ich hasse Abschiede und ich hasse den Gedanken allein zu sein.

Er nickte. "Ja es muss sein. Wenn wir uns noch weiter sehen, dann verbringen wir Zeit mit einander. Wir sind nicht für einander bestimmt, um Zeit mit einander zu verbringen."

"Nein, muss es immer einen höheren Sinn, muss es immer einen Zweck geben?", fragte ich bitter. Erstaunt stellte ich fest, dass sich in meine Gefühle anfühlten, als sei ich ungerecht behandelt worden."

"Nun, Du wirst Deinen Weg gehen. Dein Weg wird schön sein. Er führt Dich mit kreativen schöpferischen Menschen zusammen, die in dieser mod zu ernen Welt an ihrer Kreativität verzweifeln. Kreative Menschen sind sensibel, zartbesaitet. Sie haben ausgefahrene Antennen die auch dann noch etwas aufnehmen, wenn andere nichts sehen, hören fühlen oder schmecken. Kreative Menschen kommen leidend zu ihren Werken und ihr Leben ist schwer."

Ich schweige. Ich denke, 'kreative Menschen, können die ein Ersatz sein für ihn?'

"Lass' es gut sein. Du findest mich wieder. Ich werde Dir zulächeln aus dem Gesicht einer freundlichen Frau. Ich werde Dir einen Rat geben in Gestalt eines kleinen Kindes, und ich werde Dir Gesellschaft leisten, als Wind der Deinen Weg säumt, als Wolke, die deinen Geist inspiriert. Ich bin da, wo immer Du mich suchst. Doch nie wieder findest Du mich hier. Mach's gut."

Dann ist er fort. Ohne sich umzudrehen.
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Wenn mich ein Mensch verlässt, an dem mir etwas liegt, werde ich traurig. Was kann ich tun, um mit meiner Trauer umzugehen?

  • Ich mache mir klar, dass mir niemand die gemeinsamen Erlebnisse fortnehmen kann. Dass ich in meinen Erinnerungen Zugang zu dieser Person habe.

  • Ich bin offen für eine Wiederkehr. Vielleicht kommt dieser Mensch zurück, vielleicht wird jemand anderer kommen, der die Lücke füllt, die ich fühle.
  • Wenn es ein Weg mit Herz für den Fortgegangenen war, freue ich mich für ihn, dass seine Reise erfolgreich ist.
  • Wir alle begegnen uns nur auf Zeit, ich bin dankbar für die Zeit, die ich den Menschen kennen durfte.
  • Stoppe die Gedanken, fühle die Welt. Immer und überall fließt die Liebe durch die Fasern der Welt. Wo immer ein klagendes Herz ruft, da fließt sie hin und überwältigt die Trauer.

4 comments:

Gabaretha said...

Lieber Ray,
"ich bin dankbar für die Zeit, die ich den Menschen kennen durfte", halte ich für einen guten Weg, um über die Traurigkeit eines Verlusts hinwegzukommen. Mich persönlich hat dieser Gedanke in Zeiten der Trauer aufgefangen und wohl auch gerettet.
Danke für diesen wunderschönen Beitrag, mit dem Du sicher vielen Menschen helfen kannst, die gerade mit dem Gefühl des Verlusts und der Traurigkeit leben müssen.
Liebe Grüße aus dem Isartal,
besser und besser,
Gaba

Anonymous said...

Du Lieber,
ich schließe mich Gaba an - du gibst mit deinem Beitrag Trost und Hoffnung.
Über Ostern sind von einer lieben Arbeitskollegin von mir der Ehemann und die beiden kleinen Kinder an den Folgen eines schweren Autounfalls verstorben. Sie hatte bei der Beerdigung so ein Leuchten im Gesicht und lächelte - sie sagte, es ist für sie das schönste Geschenk und sie ist so dankbar dafür, dass sie diese Zeit, die vergangenen Jahre mit diesen Menschen gemeinsam verbringen durfte. Diese Menschen werden sie für den Rest ihres Lebens begleiten - sie leben weiter in ihrem Apfelbaum, im Vogelgezwitscher... So wie du schreibst, lieber Ray! Dennoch hat sie die Kraft, ihr Leben ganz neu zu beginnen und weiterzuleben - und sie wird wieder neuen Menschen begegnen. Diese drei aber werden immer einen Platz in ihrem Herzen haben. In ihrem Herzen ist genug Platz, auch noch für andere Menschen :)
Das Leben geht weiter - aber es wird reicher mit jeder wunderbaren Begegnung :)
Eine herz-liche Umarmung von Elisabeth

Anonymous said...

Lieber Ray, Dein Eintrag ist einfach gut. Die Geschichte, die uns trinergy3 erzählt - so sollte es sein - die Menschen, die gehen wollen, einfach gehen lassen.
Sie begegnen uns immer wieder - irgendwann und in irgendeiner Gesatlt.
Unser Ego sagt u.U. zwischendurch, dass wir kalt wären, wenn wir den Verlust eines Menschen annehmen und normal weiter leben.
Es verführt uns mit Gedanken wie:
er oder sie fehlt dir, es muss dir doch etwas ausmachen, alle Welt trauert, wenn ihnen so etwas passiert und und und ...

Deine Geschichte öffnet den Blick für eine neue Sichtweise.

Liebe Gaba, Dein Kommentar unterstreicht den Eintrag von Ray noch und gibt bestimmt manchem Hilfestellung, der gerade tief in der Trauer steckt.

Ich grüße herzlich
Barbara

Ray Gratzner said...

Liebe gaba, vielen Dank, dass Du eine persönliche Erfahrung teilst. Ich freue mich für Dich, dass Du die Trauer gut überwunden hast.

Liebe elisabeth, vielen Dank für Deine Geschichte, die doch zeigt, wie Menschen Trauer verarbeiten. Das mit dem Apfelbaum gefällt mir....

Liebe Barbara, danke für Deinen persönlichen Beitrag und den Hinweis auf innere Vorwürfe während der Verarbeitung von Trauer.

LG an Euch alle