Saturday, April 18, 2009

Der arme Heinrich


In den 90 er Jahren des 12ten Jahrhunderts schreibt Hartmann sein Werk, der arme Heinrich.

Heinrich, ein Ritter dem das Schicksal alles in die Wiege gelegt hat, was ein Ritter sich wünschen kann, ein angenehmes Äußeres, Güter, Reichtum, Kraft und Ehre wird vom Aussatz befallen.
Er macht eine Krise durch, als er erkennt, dass das schöne Leben nun vorbei ist und es keine Heilung für ihn geben wird. Er besucht die Ärzte seiner Zeit. Fährt nach Montpellier und nach Salerno aber niemand macht ihm Mut, dass er je wieder geheilt werden kann.

Ausser, so erfährt er in Salerno, wenn er eine Jungfrau fände, rein und unberührt, die freiwillig für ihn aus dem Leben scheiden will. Mit dem frischen Herzblut kann er vom Aussatz geheilt werden. Heinrich ist klar, das macht keine Frau freiwillig und so fügt er sich in seine Krankheit und verschwindet von der Bildfläche.

Der arme Heinrich zieht zu einer Bauernfamilie. Die haben eine achtjährige Tochter, die aus Liebe für den Herren nach drei Jahren anbietet, sich gerne töten zu lassen. Sie setzt sich mit guter Rhetorik gegen ihre Eltern durch und redet dabei nicht wie ein Kind, sondern wie ein Mann des 12.ten Jahrhunderts, wenn sie u.a. anführt, dass sie nie in Gefahr geraten kann, der unreinen Fleischeslust zu verfallen wenn sie jung stirbt. Als Jungfrau kennt sie die Fleischeslust noch garnicht.

So denken nur Männer aber keine Kinder.

Gut, alle wollen dem Kind ausreden, dass es töten lassen will, aber die Kleine ist fest entschlossen, da das Leben ihres Herrn wertvoller sei, als das ihre. So fährt Heinrich mit ihr nach Salerno. Der Arzt geht mit ihr in ein Zimmer, wo er sie nackt auf einem Tisch festbindet und ein langes Messer wetzt, um ihr das Herz herauszuschneiden.

Der arme Heinrich erspäht durch ein Loch in der Wand die nackte Schöne und jetzt bringt er es nicht mehr übers Herz, dass diese Schönheit ausgelöscht werden soll. Er bricht die Prozedur ab und fährt zurück nach Hause. Das Mädchen ist erbost und nennt sowohl den Arzt als auch den armen Heinrich einen Feigling.

Gott aber gefällt das Verhalten des armen Heinrich und so wird er vom Aussatz geheilt. Nun setzt er durch, das er die Bauerstochter zur Frau nimmt und sein Leben wird schöner als je zuvor.

Das für mich faszinierende am armen Heinrich ist die unverbrämte Darstellung, wie Männer von Frauen Opfer erwarten. Und das es in der westlichen Kultur im Mittelalter das Denken gab, Jungfrauen hätten heilerische Kräfte. Eine Vorstellung die in Afrika vielen Jungfrauen den Beischlaf mit Aids-kranken Männern einbringt, die glaubt eine Jungfrau würde sie von Aids heilen.

Ich persönlich glaube nicht an die Kraft der Jungfräulichkeit und glaube bestimmt, dass Frauen, die eine freie Sexualität leben dürfen und von denen wir nicht erwarten, dass sie sich beständig für Männer opfern sollen, die wahre Kraft in unser aller Leben sind. Allerdings der arme Heinrich ist eine Mär, wie sie auch heute noch das Herz von vielen Männern erwärmt....

3 comments:

Grey Owl Calluna said...

Lieber Ray!
Ja, von dem Irrsinn habe ich auch schon gehört, dass in Afrika die Männer von, ich weiß nicht wieviel Jungfrauen sie glauben dazu zu benötigen, von AIDS geheilt werden wollen. Ich sag´s doch schon immer: "Da muss Bildung her!"
Liebe Grüße
Grey Owl

vivi said...

Komisch, ich mag mittelalterliche Geschichten sehr gern, und wenn mich Deine kritische Herangehensweise nicht darauf gebracht hätte, ich hätte das gelesen und als fromme Parabel verstanden.
So allerdings hat mich diese Geschichte auch noch an etwas anderes denken lassen..... an Pädophilie. Bis heute ist es eine kranke, fatale Überzeugung vieler Pädophiler, dass auch kleine Kinder schon eine den Erwachsenen ähnliche Sexualität hätten.

LG vivi

RUDHI Rüscher said...

Das größte Verbrechen des Menschen ist Gewalt gegen Kinder, und Verführung von Kindern - die dadurch unheilbare Schäden erleiden, und diese dann auch anderen weiterreichen!
Und die Mär von der schönen Märchen-Geschicht: Das eigene Ego zu opfern ist eher 'Pflicht'...