Wednesday, April 29, 2009

Wind würgt den Wald



Bild: Axel Mauruszat

















Von Max Herrman-Neiße

Notturno

Wind würgt den Wald. Wie totgeschlagen liegt
ein dunkler Teich. Ins Sterngeflacker fliegt
aus Abendrot der irre Mond. Gewölk schlägt schwer
wie nasse Segel auf das Wipfel-Meer.

Und zwischen mich und Dich ist Finsternis
und Feld und Giebel und Gebirg gestellt,
und Sehnsucht blutet so wie Natternbiß,
und wie in Feuersbrunst ist alles Land von unserer Liebesnot weit überhellt.

Traum trägt mich hoch, dass meine Hände wie zwei Hunde
verbissen sind an Dir. Flammen flackern von Mund zu Munde.
Wind würgt den Wald. Sterne verstömen ihr Blut.
Mond fließt in Mond. Giebel, Gebirg vergeht. Gott ist mir gut.

Aus das deutsche Gedicht, Fischer Verlag, S.355.

Sind diese Bilder nicht beeindruckend, auch wenn sie ein wenig düster rüberkommen. Mich packen beim Lesen die urigen Bilder, die kraftvolle überlegte Sprache...Toll....

8 comments:

ahora-giocanda said...

Zuerst denkt man ja: huch, was für eine Schwere - dieses Gedicht.
Aber der Schluss macht alles gut.
Dieses Vertrauen!

Luiza said...

Stimmt. Schön gefasse Worte. Das kann kaum noch einer...

Guten Start ins verlängerte Wochenende!

RUDHI Rüscher said...

"Tiefer als der Tag gedacht...!"

Hexe said...

Ich finde es sehr finster und das viele Blut.

Grey Owl Calluna said...

Hu..., ich weiss nicht so recht. Der gute Mann könnte mal den Blickwinkel etwas ändern...vielleicht erscheint dann die Welt in einem "anderen, freundlicherem Licht".
Liebe Grüße
Grey Owl

Emilio said...

http://deciloquequierass.blogspot.com/2009/05/el-ex-secretario-de-defensa-de-bush.html

Anonymous said...

Ich versteh es nicht..was will der dichter uns mit dem gedicht sagen?

Ray Gratzner said...

Lieber Anonymous,

das kann ich Dir nicht sagen, aber in mir löst das Gedicht immer wieder intensive innere Bilder aus, dass es mich berührt und packt...

Liebe Grüße Rainer