Wednesday, June 3, 2009

Wie schmeckt das Salz der Freiheit?



"Friede den Hütten! Krieg den Pallästen!

Im Jahr 1834 siehet es aus, als würde die Bibel Lügen gestraft. Es sieht aus, als hätte Gott die Bauern und Handwerker am 5ten Tage, und die Fürsten und Vornehmen am 6ten gemacht, und als hätte der Herr zu diesen gesagt: Herrschet über alles Gethier, das auf Erden kriecht, und hätte die Bauern und Bürger zum Gewürm gezählt. Das Leben der Vornehmen ist ein langer Sonntag, sie wohnen in schönen Häusern, sie tragen zierliche Kleider, sie haben feiste Gesichter und reden eine eigne Sprache; das Volk aber liegt vor ihnen wie Dünger auf dem Acker. Der Bauer geht hinter dem Pflug, der Vornehme aber geht hinter ihm und dem Pflug und treibt ihm mit den Ochsen am Pflug, er nimmt das Korn und läßt ihm die Stoppeln. Das Leben des Bauern ist ein langer Werktag; Fremde verzehren seine Aecker vor seinen Augen, sein Leib ist eine Schwiele, sein Schweiß ist das Salz auf dem Tische des Vornehmen."

Georg Büchner 1834, aus dem Hessischen Landboten



Wenn wir so arbeiten gehen, und uns fühlen wie eine "Schwiele", auf wessen Tisch sind unserer Arbeit Früchte dann das Salz?

Frei sein zu wollen und im eigenen Leben den Freiheitsgrad systematisch zu erweitern bis -

bis eines Tages die eigene Arbeit das Salz auf dem eigenen Tisch ist, das ich freiwillig weiterreiche, wann ich will, das ist ein lohnendes Ziel. Ohne den einsamen Wunsch sich zu befreien, der nicht verhandelbar ist und den ich mit niemanden teilen kann, weil Freiheit unteilbar ist, ohne den einsamen Wunsch, der für jedermann unerreichbar sein muss, damit er wirklich wird, ohne diesen Wunsch, ist alles nur Gefängnis.



4 comments:

Luiza said...

...ich denke immer, die einzige Freiheit die wir noch haben, sind unsere Gedanken...

DasLeben said...

Das haben unsere Vorfahren schon besungen...

Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten
sie fliegen vorbei, wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen.
Es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei!

Ich denk' was ich will und was mich beglückt,
doch alles in der Still', und wie es sich schicket.
Mein Wunsch, mein Begehren kann niemand verwehren,
es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei!

Ich liebe den Wein, mein Mädchen vor allen,
sie tut mir allein am besten gefallen.
Ich bin nicht alleine bei meinem Glas Weine,
mein Mädchen dabei: Die Gedanken sind frei!

Und sperrt man mich ein in finstere Kerker,
das alles, das sind vergebliche Werke.
Denn meine Gedanken zerreißen die Schranken
und Mauern entzwei, die Gedanken sind frei!

Drum will ich auf immer den Sorgen entsagen
und will mich auch nimmer mit Grillen mehr plagen.
Man kann ja im Herzen stetz lachen und scherzen
und denken dabei: Die Gedanken sind frei!

Gabaretha said...

Lieber Rainer,
ich liebe Salz!
Ganz besonders das Salz der Freiheit.
...und Freiheit entsteht (wie fast alles) im eigenen Kopf und eigenen Gedanken.
Vielen Dank für Deine interessanten Gedanken,
sonnige Grüße aus dem finsteren Isartal,
besser und besser,
Gaba

Anonymous said...

Lieber Ray
erst wenn wir selber zur Freiheit bereit sind, bekommen wir unsere Freiheit. Freiheit heisst nämlich, sich wehren und für sein eigenes einzustehen und wenn Notwendig auch zu kämpfen und dazu ist der Mensch erst bereit wenn es ihm weh tut. Wie Luiza richtig schreibt, sind es unsere Gedanken, die in die richtige Richtung gelenkt, Wunder bewirken können. Das haben viele Menschen heute, leider wieder vergessen und sind auch wieder unfrei und die Herren, nehmen sich die Freiheit und bedienen sich am Volksvermögen, mit Bonus.
Liebe Grüsse zentao