Monday, March 9, 2009

Das Mädchen, das immer weinte II von II




Am darauffolgenden Tag klopfte der junge Mann erneut an der Pforte der Eltern der jungen Frau. Die Mutter öffnete wieder und wollte die Tür sofort zuschlagen, als sie den jungen Mann vom Vortag erkannte. Da sagte der junge Mann schnell.

"Keine Angst liebe Schwiegermutter, ich werde Eure Tochter heiraten, aber die Sitte verlangt es, dass ich euch einen Ersatz gebe, so bringe ich euch eine Magd, die euch dienen soll, allerdings ist die Magd verschleiert und ihr dürft den Schleier nie heben, den ein Unfall hat das Gesicht der Frau so zerstört, dass ihr Anblick so erschreckend ist, dass sie niemals einen Mann finden wird. Überdies ist sie stumm. Bitte nehmt die Frau bei euch auf, damit ich ruhigen Gewissens eure Tochter heiraten kann."

Die Mutter nickte und zog die junge Frau in das Haus herein. "Sie kann im Zimmer unserer Tochter schlafen." So nahm die Magd ihren Dienst auf und sie kümmerte sich hingebungsvoll um die Eltern. Der Mutter bürstete sie das Haar, dem Vater bügelte sie die Hemden und und und. Nur immer trug sie den Schleier und manchmal hörte man ein leises Schluchzen unter dem Schleier.

Schließlich sprachen die Eltern über die Magd. "Seit sie hier ist, fühle ich mich als seien wir wieder eine Familie. Lass uns das arme Ding adoptieren und zu unserer Tochter machen." Er nickte, "wie immer findest Du die Worte für die Stimme meines Herzens."

Sie riefen die Magd und trugen ihr den Wunsch an, doch die Magd schüttelte nur heftig den Kopf und lief schluchzend davon. Da liefen die Eltern ihr hinterher. "Wir wollen es, wir wünschen es uns. Wir brauchen eine Tochter."

Da nahm die Magd den Schleier vom Gesicht und die Eltern erkannten ihre Tochte und alle fielen sich in die Arme. Sie verziehen sich gegenseitig. "Kind verzeih' uns, dass wir Dir alle Wünsche erfüllten."

"Liebe Eltern verzeiht, dass ich nicht wusste, wie ich euch etwas zurückgeben könnte."

"Und Kind", die Mutter erinnerte sich an den jungen Mann. "Bist Du verheiratet?"

"Nein, aber ich liebe ihn sehr, denn er hat mir gezeigt, wie ich zu meine Wünsche aus eigener Kraft erfüllen kann, ohne dass er etwas dafür erwartete. Nun möchte ich ihm zeigen, dass ich ihn liebe, ohne dass er etwas dafür tun muss."

So riefen sie den jungen Mann und seine Mutter zu sich. Die junge Tochter nahm ihre Schwiegermutter an die Hand. "Ihr seid ein Leben lang allein gewesen, ohne Liebe und ohne einen Mann. Deswegen konntet ihr Euren Sohn nicht lieben, in dessen Gesicht ihr stets den Mann saht, der euch verlassen hat. Wie schön wird es euch gefallen zu hören, dass euer Sohn mich mit meinen Eltern wieder zusammengebracht hat, dass er gar nicht so ist, wie der Mann, der euch verlassen hat. Das er wie seine Mutter ist, die sich wünscht, dass sich liebende Menschen bei einander sind."

Da wurde die Schwiegermutter von einer großen Trauer . Sie drückte ihren Sohn an ihr Herz. Ach mein Sohn jeden Tag wünschte ich, dass Dein Vater wiederkäme und ich gab dir die Schuld. Ich gab dir nicht die Liebe die ich all die Jahre im Überfluss in meinem Herzen einsperrte, weil ich unglücklich liebte. Wahre Liebe darf von Menschen nichts erwarten, wahre Liebe müssen wir jeden Moment teilen."

Da weinte der Sohn sehr und er sprach, "Ach Mutter, dass meine Liebe zu Dir so gross ist durfte ich dir nicht zeigen, aber dieser Frau hier durfte ich sie geben. Und ich ertrug es nicht, dass sie von ihren Eltern getrennt war, weil ich von Deiner Liebe so fern war, und doch habe ich von Dir gelernt, Mutter, das wir Kinder unseren Eltern geben müssen, aus Liebe geben müssen, auch wenn sie uns nicht so lieben können, wie wir es uns wünschen. Und so hat auch diese Tochter, indem sie ihren Eltern gab, obwohl diese sie nicht mehr liebten, die Liebe ihrer Eltern wiedergefunden."

"Ach", sprachen da die Eltern voller Glück und weinten viel, "verzeiht uns Kinder, dass wir für all das Gute was wir euch tun Belohnungen erwarten. Manchmal ist es gerade das Gute, dass es euch schwer macht, uns zu belohnen. Wahre Liebe heißt wohl auch, jemanden seinen eigenen Weg gehen zu lassen, sobald er es kann."

"Deswegen wollt ihr zwei einen gemeinsamen Weg gehen?"

Da fielen sich die junge Frau und der junge Mann in die Arme. Sie feierten Hochzeit und waren glücklich bis an das Ende aller Tage, auch wenn sie an ihrem Hochzeitstage immer viel viel weinten. Ihren Kindern erfüllte sie manchen Wunsch, aber nicht alle. und Ihre Kinder erfüllten ihren Eltern manchen Wunsch aber nicht alle. Denn weil die Menschen verschieden sind, ist alles im Fluss und nichts kehrt wieder, ausser der Liebe in unserer Brust.

3 comments:

Hexe said...

Das ist eine so wundervolle Geschichte und ich habe ehrlich Tränen in den Augen.

Kessi said...

Lieber Ray, das hast Du so schön geschrieben und auch das, was Du damit ausdrücken willst, perfekt!! Jetzt weinen wir, vor Glück, weil wir Dich haben! :) Danke!!

Anonymous said...

Lieber Ray, dieses Märchen ist so schön - ich bin tief gerührt vom guten Ausgang.
Liebe Grüße
Barbara