Mir ist die Darstellung der Unfähigkeit seine Gefühle zu steuern, sie zu mäßigen, um am Ende einer jungen Frau das eigene Ableben als Abschiedsgeschenk um die Schultern zu legen, unangenehm. Am Anfang noch ein wenig unterhalten durch Stil und Wortwahl, ging mir schließlich die Egozentrik und Laberlustigkeit des Werther auf die Nerven.
Zwar habe ich diesen charakterlichen Zuschnitt auch schon im Alltag bewundern können, wer kennte das nicht, junge Männer die ihre Frauen mit Selbstmord bedrohen, um heim in den Schoß gelangen zu können, aber all das hätte man um einige tausend Wörter weniger abhandeln können.
Mir ist wieder einmal klar geworden, dass Schiller eindeutig der bessere Dichter seiner Zeit war. Und lebte Goethe heute, dann würde Guido Westerwelle ihn stets im Munde führen, damit für die wesentlichen Themen der Zeit, die Sendezeit bereits verbraucht ist.
Werther und Lotte
Johann Daniel Donat, Bleistift- und Sepiazechnung
2 comments:
Lieber Rainer,
aus meinem Blickwinkel sind viele literarische Werke der lesbare Ausdruck von inneren Blockaden - und ebenso wie Du, hab ich das früher beim Lesen auch nicht so empfunden.
Vielleicht hat dies mit dem Vorstellungsbild des "leidenden" Künstlers zu tun?
Vor einiger Zeit war auch ich "Künstlerin" und konnte diese "Berufung" tatsächlich erst an den berühmten Nagel hängen, als ich lernen durfte mich tief zu entspannen und dadurch von inneren Fesseln zu befreien.
Schade, dass wir Herrn Goethe dabei nicht behilflich sein können ;-)
Ich wünsche Dir einen fröhlichen und unbeschwerten Tag,
besser und besser,
Gaba
Liebe Gaba,
jetzt inspirierst Du mich - der lesbare Ausdruck innerer Blockaden - puh, das muss ich mal in Ruhe sacken lassen.
Leidende Künstler, Getriebene, die Vorstellung Herr Goethe käme zum Entspannungstraining zu Dir finde ich verlockend...
Ich wünsche Dir ebenfalls einen entspannten Tag an die Isar...
LG Rainer
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