Monday, June 16, 2008

Nachtrag alte Seher?


"Glaubst Du mir nicht?", der Mann der Tat verschränkte die Arme vor der Brust. Dann stand er auf und lief schmollend weg.

"Beachte ihn nicht", lächelte der Gelehrte. "Tja, die alten Seher." Er rieb sich das Kinn. "Sagen wir mal so. Es gab die alten Seher und es gab eine Zerstreuung. Doch beim Mann der Tat sollte man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, denn er muss einen Effekt maximieren. Er muss eine Dramatik erzeugen, die den jeweiligen Menschen mitreißt. Ich denke bevor wir uns mit den alten Sehern befassen - und wir werden das tun, lange und ausführlich - solltest Du die Dinge in bezug auf dich deuten."

"Gehen wir den Faden einmal grob durch. Es gibt die alten Seher. Das kann meine Generation sein, oder die Generation der Großväter. Die sehen eine spirituelle Dunkelheit. Das kann bedeuten, dass der Mann der Tat dich nicht unbedingt als Lichtblick empfindet. Er schaut in die Zukunft und sieht, dass Deine spirituelle dunkle Phase in der Zukunft enden wird, und er sieht die anderen, die verstreut sind - weit verstreut sind. Es kann Deine Geschichte sein."

Irgendwie bin ich enttäuscht. Ich weiß nicht so recht warum. Vielleicht weil ich die Geschichte vom Mann der Tat nicht schlecht fand. "Dann hat er gelogen?"

"Nein, das kann man so nicht sagen. Es gibt die wachsende Zahl unwissender Wissender, es gibt alles, was in der Geschichte des Mannes der Tat vorkam. Aber wenn du dich größeren Geschichten näherst, dann gibt es eine einfache Gelehrtenregel. Der Gelehrte muss glasklar sein. Doch wie könnte er das sein, wenn er seine persönliche Betroffenheit nicht kennen würde?"

Ich zucke mit den Schultern.

"Siehst Du? Wenn Du Mythen liest, Märchen, Geschäftsberichte, Nachrichten siehst oder hörst. Frage dich immer, was bedeutet es in Bezug auf mich, wie wäre das, wenn es meine Geschichte wäre. So lernst Du die Geschichte Deiner Betroffenheit kennen. Du spürst, wo Du intensive Gefühle empfindest, wo Dein Geist nicht frei ist, nicht nüchtern. Erlebe es erst und dann lasse es los. Dann bist Du frei, dich den Fragen zu nähern, die über Dich hinausgehen, dann kannst du klare Vorstellungen entwickeln. Doch bevor Du dich den alten Sehern stellen kannst, musst Du dich zuerst Dir selbst stellen. Dir selbst."

"Und das ist ein weites Feld", seufzte ich.

Er nickte. "Ja, ja. Stein um Stein, Schritt für Schritt und Löffel um Löffel. Aber schau mal wer gekommen ist. Sie hat bestimmt eine schöne Geschichte für dich mitgebracht."

Ein brauner Haarschopf, ein freundliches Lächeln. Miriam kam herein und ließ sich in den Sessel fallen in dem der Mann der Tat gesessen hatte.

Ich nickte ihr zu.

"Meine Geschichte lautet, das Wasser des Lebens"

1 comment:

Anonymous said...

Ich habe Deine Geschichten aufmerksam gelesen und schaue, wohin Du sie zu steuern gedenkst.
Ich grüße dich ganz herzlich und wünsche eine gute Nacht.