Tuesday, June 3, 2008

Zwerge und so



"Mein Lehrer sagte mir immer, dass am anderen Ende des Universums ein kleiner Mann stünde, der eine riesige Brille trägt und ständig verschnupft ist. Ich habe natürlich gedacht, dass er mich veralbert. Der erzählt Dir einen vom Pferd. Später dann bin ich immer öfter alleine in das Träumen gelangt. Wenn ich am Anfang eines Traumes immer meinen Lehrer gefunden hatte und bei ihm geblieben war, machte ich mich recht bald auf die Suche. Ich war fasziniert von den Weiten, die im Träumen für mich erreichbar waren."

"Eines Tages, ich hatte mich mit den Weiten des Alls beschäftigt, fand ich mich auf einem fremden Planeten wieder. Der Planet selber war gar nicht so übel. Eine violette Atmosphäre sorgte für ein extraterristrisches Ambiente, als ich plötzlich von einem Niesen in meiner Aufmerksamkeit gestört wurde. Ich schaute mich um und sah einen kleinen Mann, mit einer riesigen Brille, die so über proportioniert war, das es regelrecht meine Wahrnehmung blockierte. Gesundheit, entwich es mir, aber der Kerl reagierte nicht auf mich. Er stand nur da und beobachtete mich, dann ging er weg."

"Später erzählte ich es meinem Lehrer und war ganz stolz, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Aber er winkte ab und sagte, der Zwerg vom violetten Planeten, den hätte er nicht gemeint. Der hätte zwar eine große Brille, aber sie sei eben nicht so riesig, wie die des Zwerges am Ende des Universums."

"Für mein Gefühl lag etwas rechthaberisches in seinem Ton und ich fragte mich, warum ihm der Zwerg am Ende des Universums so wichtig sein könnte?" Er schaute mich an, als ob meine Meinung jetzt entscheidend für den Fortgang der Geschichte sein könnte.

Ich zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Ich war nie da."

"Hmm", er schaute mich nachdenklich an. Dann ging er ins Nebenzimmer und schien etwas zu suchen. Er brachte eine kleine Statue. Ein Zwerg mit einer großen Brille.

"Das ist er."

Er stellte den Zwerg auf den Tisch. "Ich habe ihn modelliert, aus Ton. Es hat mir keine Ruhe gelassen. Immer wieder fragte ich meinen Lehrer, bist Du sicher, schau dir doch mal diesen Zwerg an, könnte das nicht der Zwerg vom Ende des Universums sein? Kann er nicht vom Ende des Universums auf den violetten Planeten gewechselt sein?"

Sein Tonklang war jetzt flehend geworden. Gleich weint er, dachte ich und mir wurde leicht übel.

"Als mein Lehrer seine Lehre mit mir beendete, sagte er, ich sei der Zwerg am Ende des Universums. Ich! Und dann bin ich ausgerastet. Ich fing an zu fluchen und zu toben und holte den Zwerg den ich modelliert hatte"

Er knallte mir das Modell hart vor die Brust, so dass die Rippen ein wenig summten.

"Na, schau mal hin, was siehst Du?"

"Ich weiß nicht, was soll ich denn sehen?"

"Das Gesicht - Mensch."

Tatsächlich, der Zwerg war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. Ich war verblüfft. "Und was sagte dein Lehrer dann?"

Er lachte.

"Träumen gibt uns die Kraft Rätsel zu lösen, aber manchmal müssen wir einfach nur sehen, dass die Lösung schon vor unseren Augen da ist. Mein Lehrer wollte mir sagen, das ich im Weltraum nichts Besonderes für mein alltägliches Leben finden würde, außer dem Bewusstsein meiner Winzigkeit und dem Wunsch so große Brillengläser zu haben, dass ich das Made in Germany Schild auf dem Ursprung des Big Bang Denkmals lesen könnte. Und jetzt möchte ich diese Tradition fortsetzen. Rate mal, was ich am Ende des Universums gefunden habe?"

"Ich weiß nicht." Ich hielt mir die Ohren zu, was immer es war, ich wollte es nicht wissen.

3 comments:

Anonymous said...

Meinst Du nicht, ma könnte sich in den Traumwelten auch verlaufen und unsere Zeit vergeuden?

LG
Barbara

Anonymous said...

Meinst du nicht, man könnte sich in den Traumwelten auch verlaufen und seine Zeit vergeuden?
LG
Barbara

Ray Gratzner said...

Liebe Barbara, ich glaube für Männer gibt es besondere Macken, denen sie in Träumen anheimfallen können.
Ich fürchte nur, dass alles Reden nichts hilft. ;-)