Sunday, November 11, 2007

Schöpfe Kraft aus der Einsamkeit des Herzens

Vor Hunderten von Jahren fiel ein Stein auf die Erde. Der Stein war aus den Welten jenseits der großen schwarzen Leere gekommen und hatte sich eigentlich nur verirrt, war fehlgelaufen nach Jahrtausenden der Fahrt und fiel nieder in den weichen weißen Sand einer Nordseedüne.

Der Stein war heiß. Er glühte und dampfte, zitterte und knackte - schließlich kam er zur Ruhe und nahm eine glasige, braunschwarz gesprenkelte Farbe an.

Wie es der Zufall fügte fand ihn nach einer Weile eine Bäuerin, die auf der Suche nach Brennholz auf dem Weg zum Strand war. Sie dachte zuerst, sie sähe ein Vogelei. Gegen eine Zusatzkalorie hatte die Bäuerin nie etwas einzuwenden und so griff sie nach dem Stein. Kaum berührte ihre Haut den Stein, durchfuhr sie ein gewaltiger elektrischer Schlag. Der Stein entlud eine Botschaft, er erfüllte seinen Zweck - den Grund seiner Reise. Eine intergalaktische Flaschenpost, die vom falschen Empfänger geöffnet wurde, übertrug sich präzise und verstummte.

Marie fiel um und verlor das Bewusstsein. Nur das Rauschen der Wellen, das Schreien der Möwen, das Rascheln der Grashalme im Sand begleiteten die Ohnmacht von Marie, deren Geist mit einer gewaltigen Kraftanstrengung die Botschaft verarbeitete, die für die Bewohner von Melautis bestimmt war, einem Ozeanplaneten viele viel Lichtjahre von der Erde entfernt.

Marie kam zu sich, spürte den Stein in ihrer Hand, den sie mit einer hastigen Bewegung von sich warf. Sie fühlte sich verändert. An wen immer sie dachte, er stand bildlich vor ihr, als stünde er tatsächlich neben ihr. Sie konnte die Person anfassen, sie berühren und die Körperwärme spüren, konnte die Kleidung bewegen und konnte der Person fragen stellen.

Als erstes hatte sie an ihr Jungen Johann gedacht. Der erschien ihr. "Gott, Johann, wie kommst du hierher?", entfuhr es ihr. Doch das Kind wirkte abwesend wie ein Schlafwandler. Sie stupste es, schüttelte es. "Wach auf Johann, wach auf."

Sie dachte an ihre tote Mutter, die bestimmt Rat gewusst hätte, woraufhin ihr Kind verschwand und ihre Mutter auftauchte. Dies erschreckte Marie so sehr, dass sie erneut in Ohnmacht fiel, die in einen Schlaf mündete. Sie dämmerte eine Weile im Halbschlaf. Dann wurde ihr der Zusammenhang zwischen dem Sehen der Person und dem an Jemanden Denken klar.

'Ich denke an Jemanden, ich sehe ihn. So muss es sein.' Sie öffnete die Augen, froh das Rätsel verstanden zu haben und dachte an ihren Mann. Der erschien ihr sogleich.

"Hans, hast du mich lieb?", fragte sie lächelnd.

Hans wirkte wie im Halbschlaf. "Nein Marie, ich liebe dich nicht. Ich liebe eine Andere, die Katrin ist es, die ich liebe."

"Ja, warum hast du mir das nie gesagt?", fragte sie mit einem schmerzlichen Gefühl in der Brust.

"Ich habe es dir nie gesagt, um dich nicht zu verletzen, und weil ich Angst hatte, alleine zu sein."

Marie brach es das Herz.

Sie dachte an Katrin die sofort erschien, während ihr Mann verschwand. "Katrin, liebst du meinen Mann?" Katrin antworte mit schlaftrunkener Stimme und abwehrender Hand. "Der Hans, nein - nie könnte ich den Hans lieben. Der betrügt sein Frau doch, wo er nur kann. Mir wäre der nicht treu. Die arme Marie."

Für Marie brach eine Welt zusammen. Vorhin hatte sie nur eins im Sinn gehabt, Holz für ein warmes Heim zu holen. Jetzt wollte sie dieses Heim anzünden, so viel Wut brauste in ihr. 'Ich arme arme Frau', dachte sie und schon erschien sie sich selbst.

"Womit habe ich nur diesen Mann verdient?", fragte sich Marie.
"Weil du Angst hattest, alleine zu bleiben, eine alte Jungfer zu werden, da hast du ihn genommen, auch wenn du ihn nicht liebtest."

Diese Worte ernüchterten sie sehr. - 'Ja belügt sich denn jeder selbst? Ist auf Niemanden Verlass?', dachte sie und sie begann zu weinen.

Als sie mit dem Weinen fertig war, leerte sich ihr Inneres. Die Gedanken kamen zur Ruhe und ein Wesen erschien. Es sah aus wie ein kleines blaues Bäumchen und sie konnte fühlen, was es übermitteln wollte. Die Botschaft lautete, "Bürger von Melautis. Ihr fragtet das Orakel nach dem, wonach jedes Wesen zu allererst streben sollte, damit es mit seiner Umwelt und der großen schwarzen Leere im Einklang sei. Das Orakel hat lange gezögert mit der Beantwortung der Frage, weil es nicht wusste, ob es antworten sollte oder nicht, denn die erste Bedingung für den Einklang ist es, Entscheidungen aus eigenem Antrieb zu treffen. Jedes Wesen trifft allein eine Entscheidung, das muss es für sich akzeptieren und auch für die anderen Wesen. Niemand hat das Recht die Einsamkeit der Entscheidungen eines anderen Wesen zu stören. Welches Recht hätte also das Orakel eure Einsamkeit der Entscheidung mit einem Ratschlag zu stören?"

Das blaue Bäumchen zitterte und verlosch. Marie war erfüllt mit Einsamkeit. Die Nordsee rauschte, der Wind trieb den würzigen Geruch des Meeres zu ihr herüber. Marie schaute in ihr Herz. Sie stand auf um Holz zu sammeln.

1 comment:

Anonymous said...

Hallo Ray,

ich finde Deine Geschichte von der Grundidee und vom Aufbau her nicht schlecht. Es ist wahrnehmbar, dass Du das Richtige aussagen willst.

Leider gibst Du Deiner Geschichte eine weibliche Hauptperson. Das ist nicht geschickt. Denn bei der Schilderung des Denkens, Fühlens und Verhaltens dieser Person wird deutlich, dass Du Dich in das Denken, Fühlen und Verhalten von Frauen wohl nicht so hinein versetzen kannst.

Wie gesagt: Die Grundidee ist gut. Es wäre schade, wenn ihre Vermittlung daran scheitern würde, dass die Hauptperson nicht stimmig ist. Deine Geschichten mit männlichen Hauptpersonen sind viel besser...