Heute nehme ich den Faden von meinem Post 26.11.04 wieder auf: Warum ist der Weg das Ziel?
Ich habe dort am Schluss behauptet, dass ein Mensch im Laufe seines Lebens vier Wege gehen wird. Einer davon ist der Weg zur Landkarte der Welt.
Haben wir es auf die Welt geschafft, dann sind wir im Unbekannten. Wir kennen nichts, aber wie ein kleines Fohlen sofort mit dem Laufen beginnt, spüren wir in uns einen Auftrag. Den Auftrag, die Wege in der uns umgebenden Welt zu erkunden. Wir wollen uns eine Landkarte machen.
Wer eine Kindheitserinnerung hat, der kann in seinen Meditationen diesem Gefühl, diesem ersten starken Drang nachspüren. Wer schon älter ist, wird irgendwann mit Erinnerungen an seine Kindheit gesegnet, die jedem Menschen den Schlüssel zu seiner persönlichen Landkarte in die Hand legen. Wenn alle älteren Menschen nur um die Bedeutung der Kindheitserinnerungen für Wohlbefinden und ihren persönlichen Weg wüssten.
Der innere Auftrag ist einfach - ohne jede Worte ist uns klar, dass diese Welt eine Ausdehnung hat, und das wir sie erkunden wollen. Aber nicht nur, dass wir wissen wollen, was uns umgibt, wir merken uns Wege, merken uns Landkarten. Wir verstehen die Welt wie einen Spaziergang in einem Garten der Wunder. Während die ersten Wochen des Lebens wie ein Rausch immer neuer Abenteuerfahrten sind, klingt irgendwann der Reiz des Neuen ab. Wir leben im Bekannten und der Routine und erst wenn wir uns Neuem und Unbekannten stellen, können wir dem inneren Befehl eine Landkarte zu erstellen genügen.
Warum ist es wichtig einem solchen inneren Befehl zu genügen? Es ist wichtig, weil diese Reise ein Teil von uns ist, der stets ins Unbekannte möchte und dann abgewürgt wird. Und diese gebremste Energie hindert uns daran, im Fluss zu sein. Stellen wir uns ein Leben lang dem Unbekannten, dann halten wir diesen Teil in uns jung und frisch, wie das Baby in uns, das auf die erste Abenteuerfahrt seines Lebens geht.
2 comments:
Lieber Rainer,
ich kenne dieses Gefühl sehr gut. Immer wieder habe ich FREIWILLIG von Null angefangen - eigentlich tue ich das mittlerweile jeden Morgen. Der Ausstieg vor 11 Jahren war am radikalsten (ging an die Wurzel) und hat auch die meisten Folgen gehabt. Doch auch jetzt bin ich wieder ganz am Anfang. Nach fast 30 Jahren in eine vollkommen andere Branche zu gehen, in der ich von der Pike auf alles lernen muss, ist sehr spannend und gleichzeitig eine riesige Herausforderung. Schließlich bekomme ich keine Ausbildungsvergütung, sondern ein ordentliches Gehalt. Und dementsprechend wird weit mehr erwartet als von einem Azubi. Da hilft mir nur meine Lebenserfahrung und die langjährige Berufspraxis (jedenfalls die sogenannten soft skills). Das Fachliche kommt dann nach und nach. Und ich merke, wie meine grauen Zellen und auch alles andere immer jünger und jünger werden! Und die Energie wächst, wie Du ja daran erkennen kannst, dass ich trotz dieser großen Aufgabe noch genug Kraft habe, ellenlange Artikel und Kommentare zu schreiben und auch Ulrike, meine Familie und meine Freunde nicht zu kurz kommen zu lassen.
Deinen Artikel "Warum ist der Weg das Ziel?" werde ich mir gleich mal ansehen.
Liebe Grüße,
Jürgen
Hallo Jürgen, danke für Dein persönliches Beispiel.
Ich stimme Dir zu, dass jahrelange Berufserfahrung und vor allem soft skills eine große Hilfe in neuen unbekannten Aufgaben sind.
Es ist ja z.B. die Aufgabe von Projektleitern immer wieder einen bislang noch nicht da gewesenen Auftrag umzusetzen.
Ich hoffe, dass diese Denke auch von Personalleitern verstanden wird, damit erfahrene Menschen ein Leben lang nachgefragt werden.
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